weltweit 4, Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

Die Voraussetzungen des Aufschwungs Als Basis des wirtschaftlichen Aufschwungs in Indien gelten die Reformen zu Beginn der 1990er Jahre. Damals wurden die Zölle gesenkt, um den Au- ßenhandel anzukurbeln, inländische Unternehmen gefördert und Hindernis- se für ausländische Investoren abgebaut. Aber auch das Erbe der Kolonial- zeit ist ein Faktor: die englische Sprache, das Rechts- und Geldwesen sowie die Demokratie, eine freie Presse und das Bildungssystem halfen Indien, sich in der globalen Welt zu festigen. Gleichzeitig übt das niedrige Lohnni- veau einen Reiz auf ausländische Firmen aus. Schließlich gibt es in Indien keine Gewerkschaften und weniger strenge Auflagen als etwa in Europa, daher wird das Angebot an billigen Arbeitskräften, Maschinen und Dienst- leistungen genutzt. Am Wachstum der indischen Wirtschaft haben vor allem die Branchen im Bereich der Informationstechnologie (IT) sowie die Auto- mobil- und Stahlindustrie den größten Anteil. Wo der Elefant noch schläft Trotz aller Erfolgsbeispiele sind weite Teile des Landes rückständig. 700 Milli- onen Menschen leben auf dem Land, davon gelten 300 Millionen als arm. Das Wachstum in der Landwirtschaft, von der rund 60% der Erwerbstätigen leben, ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Das Wirtschafts- wachstum konzentriert sich hauptsächlich auf die großen Städte, aber auch dort nimmt die soziale Ungleichheit zu – Wohnanlagen mit Swimmingpools und Slums sind oftmals nur durch eine Straße getrennt. Nur ein kleiner Teil der indischen Bevölkerung hat Zugang zum wachsenden IT-Markt. Hier sind es primär Mitglieder der Mittelschicht aus den Städten, die einen höheren Schulabschluss haben. Dem gegenüber stehen Kinderar- beit, Analphabetismus und ein Leben in Armut. Auch ist die Infrastruktur wenig entwickelt. Durchschnittlich bewegen sich Lkw mit nur 11 km/h auf Indiens Landstraßen und trotz der Erfolge in der IT-Branche gibt es immer noch Dörfer mit nur einem Computer. Thiruvananthapuram Mysooru Madras Manipal Bengaluru Hyderabad Bhuvaneswar Kalkutta Mohali Lucknow Delhi Jaipur Gandhinagar Pune Navi Mumbai Guwahati Srinagar Shimla Dehradun Noida Kanpur Indur (Kolkata) (Chennai) I ND I S C H E R O Z E AN 0 400 km © Klett IND, STP-Standorte (Breite 56,5 mm, Höhe 70,56 mm, 30.08.2012) #104024, SN 8 Gym, S.51, M2 M8 Wichtige Standorte der IT- Branch M6 Callcenter in Mumbai M7 Die achtjährige Sunita arbeitet in einem Steinbruch in der Provinz Rajastan. Bollywood So nennt man die Filmstudios in Mumbai in Anspielung auf das US-amerikanische Holly- wood. Hier entstehen im Jahr mehr Filme als dort. In seiner Reichweite übertrifft Indiens Filmindustrie die Konkurrenz in den USA und in China. Auch die indische Bevölkerung sehnt sich nach Prunk und Glanz. Bolly- woods Traumfabrik bietet in Filmen mit einer Mischung aus Liebesromanze, Actionszenen in exotischen Landschaften und Revuetanz mit Musik reichlich Gelegenheit zur Realitätsflucht. Alphabetisierungsrate in Indien total: 71% Männer: 81% Frauen: 61% Geschätzte Analphabeten: 266 367 000, davon 67% Frauen M9 M10 3 In welchen Wirtschaftsbe- reichen ist Indien besonders erfolgreich? Begründe. 4 Beschreibe die Fotos M2, M6 und M7 mithilfe des Textes. 5 Vergleiche M8 mit einer Bevölkerungskarte Indiens im Atlas und notiere, was dir auf- fällt. 6 Betrachte die Zahlen in M10. Beurteile, ob das indische Bildungssystem fair ist. Du bist dran 65 3 Zentren und Peripherien der Weltwirtschaft Nur zu Prüfzwecken – Eige tum des Verlags öbv

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