weltweit 4, Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch
Maßnahmen der EU zur Verhinderung von illegaler Einwanderung beurteilen Festung Europa häufig im Journalismus in kri- tischer Absicht gebrauchter Ausdruck, dem die Behauptung zugrunde liegt, die EU betreibe gegenüber Nicht-EU-Staaten eine Politik der Abschottung, beson- ders in der Asyl- und Migrations- politik Seit dem Abkommen von Schengen spricht man von der Festung Europa. Der Hintergrund: Nicht-EU-Länder fürchteten als Folge des Abkommens eine politische und wirtschaftliche Abschottung Europas gegenüber dem Rest der Welt. Im Schengener Abkommen wurde vereinbart, dass es an den Gren- zen zwischen den Unterzeichnerstaaten keine Grenzkontrollen mehr geben würde. Dafür sollten die Kontrollen an den Außengrenzen verstärkt werden. Damit wurde der Personenverkehr für EU-Bürger vereinfacht, für einreisende Nicht-EU-Bürger erschwert. Zur Sicherung der Außengrenzen wurde eine eigene EU-Organisation namens Frontex gegründet. Dennoch versuchen es jedes Jahr tausende Menschen, illegal nach Europa zu gelangen. M1 Flüchtlinge an der EU-Außen- grenze im spanischen Melilla M3 M4 Fluchtpunkt Europa 4000 tunesische Flüchtlinge auf Lampedusa, einer kleinen italienischen Insel im Mittelmeer, sind nur ein Tropfen im Meer der Migrantinnen und Migranten und Asylsuchenden, die jedes Jahr in die EU kommen. Rund 260 000 Menschen haben 2009 in der EU aufgrund politischer oder religiö- ser Verfolgung Asyl beantragt. Die Zahl der illegal Eingereisten liegt nach Schätzungen zwischen 500 000 und einer Million pro Jahr. Zwei bis vier Millionen Menschen halten sich illegal in der EU auf. Die meisten Migrantinnen und Migranten erreichen Europa entweder auf dem Landweg über Griechenland und den Balkan oder per Flugzeug mit Visum, ohne nach dessen Ablauf auszureisen. Die illegale Reise mit alters- schwachen Booten in die EU ist lebensgefährlich. Seit 1998 sollen nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen mehr als 15 000 Menschen ums Leben gekommen sein. Innerhalb der EU können Asylsuchende und Flüchtlinge wieder in das Land abgeschoben werden, in dem sie die EU betreten haben (Dublin-II- Verordnung, in Kraft seit 1.3.2003, erweitert durch Dublin-III-Verordnung, in Kraft seit 19.7.2013). M5 M2 Karikatur Im Jahr 2014 stellten Bürgerin- nen und Bürger aus Syrien die meisten Asylanträge in Öster- reich, gefolgt von Menschen aus Afghanistan, dem Kosovo, der Russischen Föderation, Somalia und dem Irak. Asyl in Österreich Jahr Asylanträge Positive Bescheide 1991 27 306 2 469 1995 5 920 993 1999 20 129 3 393 2000 18 284 1 002 2001 30 135 1 114 2002 39 354 1 018 2003 32 364 1 829 2004 24 634 5 136 2005 22 471 4 552 2006 13 350 3 782 2007 11 879 5 197 2008 15 326 3 753 2009 15 821 3 247 2010 11 012 2 977 2011 14 416 3 572 2012 17 431 3 680 2013 17 503 4 133 2014 28 027 7 096 50 Festung Europa? Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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