weltweit 4, Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch
Die Notwendigkeit einer veränderten Agrarpolitik erläutern M1 Milchbauern demonstrieren vor dem Parlament in Wien für einen fairen Milchpreis. M2 Jahr Preis (Cent/kg) 1970 15,12 1975 20,18 1980 26,21 1985 31,28 1990 37,96 1995 34,31 2000 28,96 2005 31,82 2009 29,00 2010 31,72 2011 35,37 2012 33,89 2013 37,55 2014 35,14 Im Laufe der 50 Jahre Agrarpolitik der EU bzw. EWG und EG sahen sich Euro- pas Bauern immer wieder veranlasst zu demonstrieren. Weshalb? Bei der Gründung der Gemeinschaft war die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) eine wichtige Zielsetzung. Diese sollte die Ernährung der Menschen in Europa sicherstellen, denn damals mussten viele Nahrungsmittel importiert werden und die Erinnerung an die „Hungerzeit“ nach dem Zweiten Weltkrieg war noch sehr lebendig. Preis- und Abnahmegarantie Um das Ziel der Selbstversorgung zu erreichen und den Bauern ein ange- messenes Einkommen zu sichern, wurden für landwirtschaftliche Erzeug- nisse Mindestpreise und Abnahmemengen garantiert. Dieses „System der zwei Garantien“ zeigte Erfolg: Die Gemeinschaft konnte sich sehr bald mit vielen Produkten selbst versorgen. Im Zuge der Mechani- sierung ihrer Betriebe steigerten die Bauern ihre Produktion stetig weiter, und das vollkommen unabhängig von der Nachfrage. Schließlich war die Kommission in Brüssel immer häufiger mit Überschüssen, mit „Getreide- und Butterbergen“ bzw. mit „Milch- und Weinseen“ konfrontiert. Ein Teil der Überschüsse wurde eingelagert oder vernichtet, der Rest auf dem Welt- markt verkauft. Da die Weltmarktpreise erheblich niedriger lagen als die Garantiepreise der EG, musste jeder Verkauf subventioniert werden. Die „Entsorgung der Überschüsse“ und das System der zwei Garantien waren mit der Zeit so kostspielig, dass der Agrarhaushalt der EG mehr als die Hälf- te des Gesamthaushaltes ausmachte. Erste Reformmaßnahmen wurden in Kraft gesetzt, um die gewaltigen Überschüsse und die Subventionen , also staatliche Unterstützung, abzubauen. Bauerndemonstrationen in vielen Städten waren die Folge. Doch die Maßnahmen zeigten zu wenig Erfolg und der Zwang zu drastischen Einschnitten wurde größer. Bauern-Proteste für höhere Preise in ganz Europa Österreichs Milchbauern machen mobil. Mehr als 300 Traktoren sind am Mittwoch auf der Wiener Ringstraße aufgefah- ren, um gegen den drastischen Verfall des Milchpreises zu pro- testieren. Aber nicht nur in Wien fanden Demonstrationen statt: An die 25 000 Milchbauern in ganz Europa sind auf die Straße gegangen, um auf die ihrer Mei- nung nach existenzbedrohenden Milchpreise aufmerksam zu machen. „Der Milchmarkt ist in den vergangenen Wochen völlig zusammengebrochen“, schil- derte IG-Milch-Obmann Ewald Grünzweil die Lage. Oder wie ein deutscher Milchbauer meinte: „Wir haben den Bankdirektor im Genick und den Kuhschwanz im Gesicht.“ M3 Erzeugermilchpreise in Österreich 1970 – 2014 1 Beschreibe mithilfe von M3 die Entwicklung des Milchprei- ses von 1970 – 2014. 2 Erkläre, was Senkungen des Milch- preises für Bauern bedeuten. 3 Erläutere die Aussage „Stirbt der Bauer, stirbt das Land“. Du bist dran 46 Problemfeld Agrarpolitik Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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