weltweit 4, Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch
Europas Disparitäten beschreiben Die EU ist bei weitem kein ein- heitlicher Raum. Es gibt dicht und dünn besiedelte Gebiete, aus denen die Bevölkerung abwandert, und solche, in denen die Bevölkerungszahl zunimmt. Man kann unter- scheiden zwischen Industrie- räumen und vorwiegend landwirtschaftlich genutzten Gebieten. Diese Unterschiede führen dazu, dass man inner- halb der EU wirtschaftsstarke und benachteiligte Räume unterscheidet. Dabei stellt man fest, dass die Lage dieser Räume einer gewissen Ordnung folgt. M1 Produktionshalle der Firma Beiersdorf in Posen, Polen M2 Tomatenernte in Cetate, Rumä- nien Wirtschaftsstarke Räume in der EU sind dadurch gekennzeichnet, dass ihr BIP/Kopf deutlich über dem Durchschnitt der EU liegt. Sie verfügen über eine große Zahl an Arbeitsplätzen im sekundären und tertiären Sektor. Des- halb weisen diese Gebiete auch ein hohes Durchschnittseinkommen und eine niedrige Arbeitslosenquote auf. In der Regel sind es verkehrsgünstig gelegene Regionen mit hoher Zuwanderungsrate. Darüberhinaus gibt es weitere positive Standortfaktoren. In benachteiligten Räumen liegt das BIP/Kopf deutlich unter dem EU-Durch- schnitt. Meist sind es ländliche oder altindustrialisierte Regionen, die hohe Abwanderungsraten aufweisen. Wegen hoher Arbeitslosigkeit vor allem von jungen Menschen drohen diesen Gebieten Überalterung und Schließung von Schulen und Unternehmen. Dazu kommen zumeist eine Randlage, eine schlechte Verkehrsanbindung sowie eine niedrige Bevölkerungsdichte. Diese wirtschaftlichen Ungleichheiten werden Disparitäten genannt. Die wirtschaftsstarken „Bananen“ Seit 1989 wird der wirtschaftliche Kernraum Europas von Raumplanern als ,,Blaue Banane“ bezeichnet. Die Verdichtung von Bevölkerung, Wirtschaft, Kapital, Verkehr und Siedlungen hat sich selbstständig gebildet. Hier leben ca. 40% der EU-Bevölkerung. Weil sich einige wichtige Regionen nicht in der „Blauen Banane“ wiederfanden, wurde quer dazu eine „Gelbe Banane“ als Entwicklungsziel ausgewiesen. Später kam das Entwicklungsziel der EU, die „Blaue Banane 2“, hinzu. Wer bekommt Geld von der EU? Zur Förderung benachteiligter Räume stellt die EU den betroffenen Ländern bzw. Regionen finanzielle Mittel für Projekte zur Verfügung. Die Projektkos- ten werden meist je zur Hälfte von den Regionen bzw. Mitgliedstaaten und der EU getragen. Diese Teilung der Kosten wird Kofinanzierung genannt. Die Fördermittel werden aus verschiedenen Fonds ausbezahlt, die jeweils ein anderes Entwicklungsziel verfolgen. So gibt es z. B. einen Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), mit dem Arbeitsplätze in kleinen und mittleren Unternehmen geschaffen werden sollen, oder einen Europäi- schen Sozialfonds zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Region München Wien Kalabrien (Süditalien) Nordost- Rumänien Lodz (Polen) Mittel- england BIP/Kopf (KKS*/Ew) 56 900 27 900 14 900 7 200 13 400 22 600 Arbeitslosenquote (%) 4,7 11,0 28,0 10,8 13,7 10,8 Beschäftigte in der Landwirtschaft (%) 0,1 0,1 12,2 51,2 10,1 1,1 Beschäftigte in der Industrie (%) 10,9 7,5 7,8 12,7 33,6 16,2 Beschäftigte im Dienst- leistungssektor (%) 89 92,4 80 36,1 56,3 82,7 M3 Wirtschaftliche Kennzahlen ausgewählter EU-Regionen (*Kaufkraftstandard) 42 Wirtschaftsstarke und benachteiligte Räume in der EU Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv
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