weltweit 4, Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch
Entwicklungs-, Schwellen- und Industrieländer unterscheiden und Messmethoden beschreiben Die Staaten der Erde werden in Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer eingeteilt. Diese und viele andere Eintei- lungen, die meist nach der Wirtschaftskraft vorgenommen werden, berücksichtigen aber zu wenig die unterschiedlichen Lebensbedingungen der Menschen. Deswegen hat die UNO eine Messmethode ent- wickelt, die diese Lebens- bedingungen miteinbezieht. Wann ist ein Land arm, wann reich? Um diese Frage zu beantworten, braucht man verlässliche Daten. Alle Messwerte, die zur Klassifizierung des Entwicklungsstandes herangezogen werden, beziehen die Wirtschaftskraft mit ein. Das Ergebnis ist eine Einteilung der Welt in drei Gruppen: a) arme Entwicklungsländer mit sehr niedrigem Entwicklungsstand. Dieser zeigt sich in geringer Wirtschaftskraft, niedrigem Bildungsgrad, hoher Arbeitslosigkeit, niedrigem Pro-Kopf-Einkommen, unzureichender Ernährung und ärztlicher Versorgung sowie hoher Kindersterblichkeit. b) reiche Industrieländer mit sehr hohem Entwicklungsstand. c) Schwellenländer (auch Newly Industrializing Countrys/NIC-Länder ge- nannt) mit mittlerem Entwicklungsstand. Da das BIP als Messwert die Lebenssituation der Menschen nicht mitbe- rücksichtigt, wurde von einer Expertengruppe im Auftrag der UNO der Human Development Index (HDI) entwickelt. Dieser Index verknüpft die Wirtschaftskraft mit drei Bereichen der allgemeinen Lebenssituation. Die Berechnung wurde im Laufe der Zeit optimiert, seit 2010 erfolgt sie erstmals auf der Basis von vier Merkmalen, den so genannten Indikatoren. Aus BNE wird KKP Die frühere Klassifizierung über das Bruttonationaleinkommen (BNE) wird bei der HDI-Messung berücksichtigt. Das BNE fasst den Wert aller Güter und Dienstleistungen eines Landes zusammen, die von den Inländern in einem Jahr erwirtschaftet werden. Zur besseren Vergleichbarkeit sind im HDI die BNE-Werte in die Kaufkraftparität (KKP) umgerechnet. Anhand eines überall identischen Warenkorbes kann man feststellen, welcher Anteil des Einkom- mens in verschiedenen Ländern dafür ausgegeben werden muss. Beispiel: Ein US-Bürger mit 47930 US-$ BNE hat eine KKP von 47093 US-$. Ein Chinese mit 19 492 Yuan BNE hat eine KKP von 7258 US-$. Der Vergleich zeigt, dass ein US-Bürger von seinem Einkommen fast 6,5-mal so viel gleichwertige Ware kaufen kann wie ein Chinese. Mit dem HDI den Entwicklungsstand messen Aus den aus der Tabelle M8 ablesbaren vier Indikatoren wird ein Indexwert berechnet. Dieser liegt zwischen 0 und 1,0. Die vier Indikatoren sind: 1. Lebenserwartung bei Geburt (Maximum 83,6 Jahre, Minimum 20,5 Jahre) 2. Durchschnittliche Schulbesuchsdauer bei Geburt (Maximum 12,9 Jahre, Minimum 0 Jahre) 3. Erwartete Schulbesuchsdauer (Maximum 18,0 Jahre, Minimum 0 Jahre) 4. Kaufkraft pro Person (KKP) (Maximum 119 029 US-$, Minimum 100 US-$) Von den ermittelten Indexwerten der vier Indikatoren wird der Mittelwert errechnet. Dieser gilt als HDI-Index. Jedes Jahr veröffentlicht die UNO in einer Liste die HDI-Werte der meisten Staaten der Erde (2015 187 Länder) und legt eine Rangordnung vor. Inzwischen hat die UNO neben dem HDI auch den Inequality-Adjusted HDI (IHDI) veröffentlicht. Er bezieht die oft erhebliche Spannbreite der vier Berei- che innerhalb eines Landes ein. So gibt es z. B. Kinder, die im selben Staat nur zwei Jahre zur Schule gehen, andere dagegen zwölf Jahre. lm Vergleich zum HDI würden z. B. die USA um 23 Plätze nach unten, Österreich um vier Plätze nach oben verschoben. M1 Augenoperation in Äthiopien M2 Operation in den USA M3 Schulunterricht in Österreich M4 Schulunterricht im Senegal 24 Entwicklung ist messbar Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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