weltweit 3, Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

Arbeitslosigkeit in Österreich charakterisieren Herr Ofner, ein ehemaliger Mitarbeiter einer Fabrik, erinnert sich: „Als unser Geschäftsführer in die Produktionshalle kam, wussten wir, dass er schlechte Nachrichten hatte. Einen Monat später mussten wir dann zusperren. Als ich zum letzten Mal aus der Firma ging, hatte ich plötzlich große Angst und ich fragte mich, wie es nun mit meiner Familie weitergehen soll.“ Auch Frau Weber kennt das Gefühl. Die junge Akademikerin erzählt: „Ein Großkunde, den ich in der Wirtschaftskanzlei betreute, wechselte zu einem Konkurrenzunternehmen in London. Ein neuer Kunde konnte nicht gefunden werden. Es war keine Arbeit mehr für mich da, ich musste gehen“. Auf Arbeitssuche in Österreich In Österreich waren im Jahresdurchschnitt 2014 244 900 Menschen arbeitslos. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 5,6%. Dieser Wert beschreibt den Anteil der Arbeitslosen an der Erwerbsbevölkerung. Die Arbeitslosen- zahlen Österreichs sind eng verbunden mit der Entwicklung der nationalen, der europäischen, aber auch der weltweiten Wirtschaftslage. Da sich der Euroraum 2014 in einer Wirtschaftskrise befand, gab es eine hohe Zahl an Arbeitslosen. Für viele Jugendliche ist der Einstieg in den Arbeitsmarkt schwierig. Die Anzahl der Personen, die eine Stelle suchen, ist nicht immer mit der Zahl der offenen Stellen deckungsgleich. Im Dezember 2014 suchten z. B. 6 383 Per- sonen eine Lehrstelle, während nur 2 613 Ausbildungsplätze zur Verfügung standen. Um diesem Problem entgegenzuwirken, gibt es das Konzept der Lehrwerkstätten. In diesen können Jugendliche – vom Staat finanziert – eine Lehre machen, sodass sie danach leichter auf dem Arbeitsmarkt vermittelt werden können. Auch abseits der Lehrberufe haben junge Menschen einige Hindernisse zu überwinden. So müssen viele Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger oft unbezahlte Praktika bei Firmen aufweisen, bevor sie ein Jobangebot be- kommen. Viele sprechen daher von der „Generation Praktikum“. Das Alter einer Person hat neben der Ausbildung einen erheblichen Einfluss darauf, ob und wie lange man in Österreich arbeitslos ist. Junge Menschen etwa sind häufiger arbeitslos, während ältere Menschen länger von Arbeits- losigkeit betroffen sind (siehe M2). Der Arbeitsmarkt ist unterschiedlich stark umkämpft. Kamen 1981 noch durchschnittlich 2,7 Arbeitslose auf eine offene Stelle, lag dieser Wert 1996 bei 11,9 und 2013 bei 10,9. Formen der Arbeitslosigkeit Allgemeine Formen: strukturelle Arbeitslosigkeit entsteht durch den Wandel in der Wirtschaft, z. B. wenn ein Mensch durch eine Maschine ersetzt wird oder eine Firma ins Ausland abwandert konjunkturelle Arbeitslosigkeit entsteht aufgrund der allge- meinen Wirtschaftslage. Ist die Wirtschaftsleistung schwach, steigt die Arbeitslosigkeit in der Regel. saisonale Arbeitslosigkeit Manche Branchen (z. B. der Tourismus oder die Bauwirt- schaft) haben nicht das ganze Jahr über gleichmäßig viel Arbeit. Deshalb ist in den Ne- bensaisonen bzw. in den kalten Monaten die Arbeitslosigkeit höher. Formen nach bestimmten Merkmalen – Frauenarbeitslosigkeit – Altersarbeitslosigkeit – Langzeitarbeitslosigkeit 1 Ordne die Schlagwörter den Formen der Arbeitslosigkeit zu. „Wirtschaft schwächelt im zweiten Quartal“ „Schwache Wintersaison erwartet“ „Opel verlagert Produktion nach Rumänien“ Du bist dran M1 Menschen demonstrieren für Arbeit. M2 62 Herausforderung Arbeitslosigkeit Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv

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