Vielfach Deutsch 4, Leseheft
13 1 Texte zur Berufswahl lesen und verstehen 2 „Papa!“ Mit einem Satz wandte er sich um. „Ah, da bist du.“ In der Rue Jeanne-d’Arc wurde es dunkel. „So verbringst du also deine Freizeit?“ Die Menschen waren auf dem Nachhauseweg und warfen Vater und Sohn, die im Weg standen, Blicke zu. „Du spielst in diesem erbärmlichen Laden den Diener! Anstatt etwas für dich zu tun, für deine Zukun.“ Hätte Louis die Worte gehabt, hätte er seinem Vater sagen können, dass er durchaus dabei war, etwas für seine Zukun zu tun. Weil er Friseur werden wollte. Er hob die Hände an sein Herz. Er hätte sich am liebsten etwas ausgerissen. „Begreifst du nicht, dass diese Leute dich ausbeuten? Dass sie dich für nichts arbeiten lassen? Das ist … das ist unwürdig!“ Rede, Louis. Sag deinem Vater, dass diese Leute dich aufgenommen haben, dass sie dir Verantwortung gegeben haben, dass sie an dich geglaubt haben, selbst nachdem du sie angelogen hast. „Siehst du denn nicht, was das für Leute sind? Mach die Augen auf, Louis! – Ja, was ist denn? Willst du was sagen? So rede doch!“ Louis streckte fast die Hände aus. Er ehte. Aber ohne Worte, ohne Sätze. „Du wirst mir nicht erzählen wollen, dass du so enden willst wie dieser … dieser Fi, was?“ Sie standen sich gegenüber. Louis hielt dem Blick seines Vaters stand. Na los, rede. Jetzt oder nie. Aus: Marie-Aude Murail: Über kurz oder lang. Fischer Schatzinsel, Frankfurt am Main 2010 (bearbeitet). Aus dem Französischen von Tobias Scheffel. a) Unterstreiche in beiden Textausschnitten aus Übung 11 die Gedanken von Louis. b) Worin liegt der Unterschied zwischen Louis’ Gedanken in Text 1 und 2? c) Wie fühlt er sich? Sprecht darüber. Beantworte die Fragen zu den Texten 1 und 2 aus Übung 11 ausführlich und in ganzen Sätzen. Begründe deine Meinungen. 1 Warum ist Louis seinem Klassenkameraden gegenüber nicht ganz ehrlich? 2 Warum gelingt es Louis nicht, mit seinem Vater zu sprechen? 3 In welchem Text begegnet Louis einem Klischee und in welchem einem Vorurteil? 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Manchmal fehlen auch mir die Worte. 12 13 das Klischee, die Klischees: billige, gedankenlose Nachahmung das Vorurteil, die Vorurteile: vorgefasste, (meist) unbegründete Meinung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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