Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

366 Jazz: Stilanalysen Jazzanalysen unterscheiden sich von Analysen klassischer Musik. In der klassischen Musik geht man meist von einem differenziert notierten Stück aus, das lediglich Nuancen in der In- terpretation von Tempo und Artikulation usw. zulässt. Im Jazz dagegen gibt es als Grundlage meist nur eine Melodie und eine dazugehörige Akkordfolge. Besetzung, Formablauf, Be- gleitstilistik, Tempo, Phrasierung, Artikulation, Tongebung, rhythmische Gestaltung usw. sind absolut flexibel, und somit wird ein Stück auch von ein und demselben Künstler nicht immer gleich interpretiert. Manche Stücke sind von einem Interpreten mehrfach in sehr unterschied- lichen Fassungen eingespielt worden (z. B. von Miles Davis). Dieses Phänomen macht es im Jazz vor allem interessant, die Merkmale der jeweiligen Interpretation analytisch herauszuarbeiten und Versionen von Stücken, die von unterschied- lichen Künstlern interpretiert wurden, miteinander zu vergleichen. Dies ermöglicht Ihnen der folgende Analyseteil. „Summertime“ „Summertime“ ist die bekannteste Arie aus der Oper „Porgy and Bess“. Das Wiegenlied entwi- ckelte sich abseits der Oper zum meist interpretierten Jazz-Standard überhaupt. Eine eigens zur Archivierung von Coverversionen gegründete „Summertime Connection“ hatte zu Beginn des Jahres 2011 bereits über 23.000 Versionen von „Summertime“ im Archiv! „Porgy and Bess“ Die 1935 uraufgeführte Oper von George Gershwin (s. S. 173) schildert das Südstaatenle- ben von Afroamerikanern in Catfish Row, einer Siedlung an der Küste von Charleston, South Carolina, in den 1910er- und 1920er-Jahren. Erzählt wird von dem schweren Leben des Krüp- pels Porgy und seiner großen Liebe Bess, die allerdings auch von anderen Männern (dem Rauschgifthändler Sportin’ Life und dem gutverdienenden, aber brutalen Crown) verehrt wird. Das Lied „Summertime“ erklingt gleich zu Beginn des 1. Aktes, als eine Frau ihr Kind in den Schlaf singt, und wird später im 2. und 3. Akt wieder aufgegriffen. Im Jahr 1959 wurde die Oper verfilmt. „Summertime“ – Fassung George Gershwin „Porgy and Bess“ steht auch dem Genre Musical sehr nahe, da sich darin viele Spiritual-, Blues- und Jazz-Elemente wiederfinden. Dennoch betonte Gershwin stets, dass sein Werk aufgrund seiner durchkomponierten Großform eine Oper sei. z zugang zur musikpraxis Hören Sie die Arie „Summertime“. Begründen Sie, warum „Porgy and Bess“ zurecht der Gattung Oper (s. S. 183) zugeordnet wird. z fragen Formulieren Sie Fragestellungen zu Gesang, Melodik, Harmonik und Rhythmik, die eine Zuordnung zu klassischer Musik bzw. zum Jazz möglich machen. BLICKWINKEL Jazz Achten Sie beim Hören auf: · Stil: z.B. Swing, Cool Jazz, Free Jazz · Besetzung · Hot Intonation/Dirty Intonation · Ablauf: z.B. Intro, Chorus, Impro- visation (Solo), Break, Fills · Formtyp: z.B. Blues-Strophe, ABA-Liedform, Call and Res- ponse · Struktur der Soloimprovisati- onen und der dazu gespielten Begleitung · Rhythmische Gestaltung: z.B. ternäres oder binäres Feeling, Synkopierung Analyse auch mit Noten: · Melodische Besonderheiten: z.B. Motive, blue notes · Harmonische Merkmale: z.B. Stufenfolgen, tension notes VI, 1 09 analyse entwicklungen – spektren – tendenzen: jazz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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