Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

342 Musikland Österreich Mit der Emanzipierung des Bürgertums im 18. und 19. Jahrhundert entwickeln sich sowohl das öffentliche Konzertwesen als auch die großbürgerlichen Salons, die sich von den aristo- kratischen darin unterschieden, dass sie großteils von Frauen geführt wurden (z. B. Fanny von Arnstein). Durch diesen gesellschaftliche Wandel ergab sich die Möglichkeit, Konzerte außerhalb des Hofes und der Aristokratie abzuhalten. Die Komponisten der Wiener Klassik begannen sich nach und nach aus der Klammer des An- gestellten bei Hof zu lösen und selbstständig zu agieren. So unternahm etwa Joseph Haydn, von Fürst Esterházy beurlaubt, eigene Konzertreisen, seine sichere Stellung als Hofbedien- steter gab er jedoch nie auf. Der erste erfolgreiche freischaffende Komponist und Musiker war Wolfgang Amadeus Mozart während seiner Zeit in Wien, nachdem er zuvor im Streit seine Stellung am erzbischöflichen Hof in Salzburg verließ. Ludwig van Beethoven fand wie- derum Mäzene (Förderer), die seine Musik verehrten und es ihm ermöglichten, sich ganz der Komposition zu widmen. Das in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts immer stärker aufkommende öffentliche Konzertwesen brachte eine grundlegende Wandlung des Musiklebens in Wien . 1771 wurde die aus Berufsmusikern zusammengesetzte Tonkünstler-Sozietät gegründet, die öffentliche Konzerte veranstaltete. 1812 erfolgte die Gründung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien , eine Vereinigung von Liebhabern, die Wohltätigkeitskonzerte und Gesellschaftskonzer- te (vorerst im Redoutensaal der Hofburg) veranstaltete – diese wurden bald zum wichtigsten Bestandteil des Wiener Konzertlebens. In den Jahren 1819 bis 1848 gab es in Wien eine weitere ständige Konzertunternehmung, die „Concert spirituels“, bei denen vor allem Beethovens Werke gespielt wurden. 1842 erfolgte die Gründung der „Philharmonischen Konzerte“, die seit 1860 zu einer ständigen Einrichtung wurden. Das ausführende Orchester sind die Wiener Philharmoniker , ein 1833 gegründeter Künstlerverein aus Mitgliedern des Hofopernorchesters. Einen wesentlichen Beitrag am Musikleben Wiens lag auch im Wirken der Chorvereinigun- gen , darunter der Wiener Männergesangverein (1843), die Singvereinigung der Gesellschaft der Musikfreunde und die Singakademie (1858). Konzerte einheimischer und auswärtiger Instrumental- und Vokalsolisten gehörten zum festen Bestandteil des Konzertbetriebes (z. B. die reisenden Virtuosen Franz Liszt, Clara Schumann und Niccolò Paganini). Ein großer Aufstieg war der Wiener Oper im 19. Jahrhundert beschieden. Das Opernreper- toire war zu Anfang des Jahrhunderts durch die Vorherrschaft der „Italiener“ bestimmt (Ros- sini, Bellini und Donizetti), denn die Hofoper war zwischen 1822 und 1848 an italienische Opernunternehmer verpachtet. Nach dem Revolutionsjahr 1848 wurde die Oper von staatlich bestellten Direktoren geleitet. Das Kärtnertortheater fungierte bis 1869 als Spielstätte der Oper. Mit dem Bau der Ringstraße, die das Stadtbild Wiens stark veränderte, entstand auch ein neues Gebäude für die Hofoper, errichtet von Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg (1861 bis 1869) im romantisch historisierenden Stil. Die neue Hofoper wurde 1869 mit Mozarts „Don Giovanni“ eröffnet. Das Theater an der Wien ließ der Impresario Emanuel Schikaneder (1751–1812) – ein erfolgrei- cher Schauspieler und Textautor – als Nachfolgebau des von ihm zuvor geleiteten Freihaus- theaters errichten, der Uraufführungsstätte der „Zauberflöte“ 1791. Das Theater an der Wien war sowohl für Oper als auch für Konzerte (Uraufführungen von Beethovens Sinfonien) von Bedeutung. Ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts fanden hier auch Operettenaufführungen Wiener Philharmoniker Wiener Staatsoper 09 basis entwicklungen – spektren – tendenzen Nur zu Prüfzwecken – Eige tum des Verlags öbv

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