Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

basis Kulturelle Entwicklungen Schnelle Entwicklungen und fundamentale Erschütterungen prägten das 20. Jahrhundert. Die jahrhundertealten Wertesysteme von Religion und kirchlichen Lebensvorschriften oder das Ständesystem, das den beruflichen Werdegang der Menschen vorgezeichnet hatte, be- gannen schon im 19. Jahrhundert zu zerfallen. Teil- und Kleingruppen der Gesellschaft mit jeweils eigenen Wertvorstellungen stärkten die Entwicklung eines Pluralismus, der auch in Kunst und Musik zu deutlichen Brüchen der traditionellen Konventionen führte. Andere Ent- wicklungen wirkten nivellierend, z. B. die moderne Massenkultur mit Kino, Fernsehen, Mode usw., die totalitäre Staaten für Propagandazwecke instrumentalisierten. Krisenhafte geopolitische Entwicklungen − zwei Weltkriege, Holocaust, Unabhängigkeits- kriege, Wettrüsten − nährten den Wunsch nach einem friedlichen, weltweit geregelten Ne- ben- und Miteinander. Er fand in der Gründung der UNO nach dem Zweiten Weltkrieg eine Form. Immer drängender auftretende globale Gefährdungen lassen uns erkennen, dass der zukünftige Weg weltpolitische Lösungen ebenso erfordert wie das Mit- und Umdenken in kleinsten sozialen Gemeinschaften. Konflikte zwischen verschiedenen Weltanschauungen oder die verlorene Balance zwischen Mensch und Natur sind die großen Zukunftsthemen. Im 20. Jahrhundert vernetzten sich die Menschen in einem bisher nicht gekannten Ausmaß, z. B. in den Bereichen Verkehr, Wirtschaft und Kommunikation. Viele Entwicklungen verlaufen nebeneinander, kreuzen und beeinflussen sich. Die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sprunghaft gewachsene Musikwirtschaft widmet sich allen Musikstilen und greift Trends auf, um daraus kommerzielle Erfolge zu machen. Gestützt auf neue technische Entwicklungen und mittels Massenmedien ist Musik aus Vergangenheit und Gegenwart und unterschied- lichsten Kulturkreisen in nie gekannter Qualität präsent und seit dem späten 20. Jahrhundert im Internet vielfältig etabliert. Musik und Film werden massenhaft verbreitet und sind über- all verfügbar. Eine globale Medienkultur beeinflusst das Freizeitverhalten, die Nutzung des Kulturangebots und die Entwicklung von Wertvorstellungen nachhaltig. Weiterhin wird Musik auch „live“, in traditionsreichen Formen wie Oper und Konzert oder in visuell geprägten Rock- Pop-Events, präsentiert und geschätzt. 338 09 entwicklungen – spektren – tendenzen Das 21. Jahrhundert ist noch keine 20 Jahre alt, dennoch kann man viele Strukturen oder Produk- te des 20. Jahrhunderts bereits erkennbar der Vergangenheit zuordnen. Im Bereich der Künste sind jedoch auch Phänomene typisch, die den zeitlichen Ablauf aufzuheben scheinen: Werke, die zu ihrer Entstehungszeit wenig Beachtung oder sogar Ablehnung fanden, wurden später neu erfasst und als wegweisende Zeichen geschätzt. Kunst, die wie alle Produktion an ihre Zeit gebunden ist, hat offenbar zugleich den Charakter von Zeit-Unabhängigkeit und die Möglichkeit der konkreten Utopie, deren Wahrnehmung jedoch an die Rezeptionsbereitschaft des Publi- kums gebunden ist. Dies gilt auch für die Musik des 20. Jhs., deren Werke noch nicht durchweg im heutigen Publikum „angekommen“ sind. Zerstörte Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg Mondlandung am 1. Juni 1969 Die Millenium-Feier am New Yorker Times Square, 2000 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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