Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

335 Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 9 „Dem lieben Gott“ (1896) Anton Bruckner wirkte zur selben Zeit wie Brahms in Wien und stand mit seiner Musik und als Person zwischen den „Neudeutschen“ und den Anhängern Brahms. Er verehrte Wagners Musik und wurde von den Brahms-Anhängern verspottet. Bruckner passte schon rein äußer- lich nicht in das intellektuelle, liberale Bürgertum Wiens. z zugang zur musikpraxis Das sinfonische Schaffen Bruckners (zwei frühe Sinfonien und acht nummerierte Sinfo- nien entstanden zwischen 1865 und 1896) zeigt Stileinflüsse von Beethoven (in Form und Kompositionstechnik) und Richard Wagner (in Harmonik und Orchesterklang). Vor allem aber übertrug er die Klangwelt des liturgischen Orgelspiels, dessen Thematik und poly- phone Satzweise auf seine Sinfonien. Im Gegensatz zu Brahms war Bruckner nicht be- müht, individuelle Einzelwerke zu schreiben, er schuf einen spezifischen Grundtypus, den er in leichten Varianten immer wieder realisierte. Persönliche Stilmerkmale sind etwa der geheimnisvoll raunende Beginn, die weitausholenden Steigerungswellen, der typische Bruckner-Rhythmus (Duole und Triole) oder die choralartigen oder eruptiven Blechbläser- apotheosen. Bruckners Sinfonien sind monumental-mystische Betrachtungen, feierliche Klangarchitekturen. Er setzte in naiver Gläubigkeit seine Vorstellung von der gegebenen Weltordnung in Klang um. Ab der 6. Sinfonie wird sein Werk vergeistigter und schließt mit dem vollendeten Mysterium des Adagios in der 9. Sinfonie (siehe Notenbeispiel, 3. Satz), die er „dem lieben Gott“ widmete. 1. Satz & b C w^ Ï Violinen, Hörner, Trompeten Feierlich; misterioso . . . ú R œ> w^ ú 3 œ> œn > œb > ú^ ú ^ œ œ> œ> œ> . . . úb ^ r œ> wb ^ & b Ó ún ^ ƒ œ œ> ú> w^ ú Œ œ > ú ^ 63 3. Satz (Adagio) & # # # # c ú . .œn R œ f V 1; G-Saite Langsam; feierlich markig, breit œ# œ# œ œ- œ- œ- œn ≥ œb ‰ œn J œ J œ J œb cresc. œb - œn - œ ≥ œ# œ œ marcato & # # # # 5 .œn ≥ jœn œ œ œ œ ƒ .œ J œ# œ œ œ œ ún 2k54qq Audio Bruckner x38en9 Noten Bruckner Anton Bruckner (1824–1896) Lehrer und Organist in St. Florian (Oberösterreich), Domorganist in Linz, später Musikpädagoge und Komponist in Wien. Bruckners Ton- sprache, die stark von der Orgel ins- piriert ist, wurde vom Publikum und von der Kritik erst spät geschätzt. Neben Kirchenmusik und einigen wenigen Kammermusikwerken sind es vor allem die Sinfonien, die be- deutsam sind. Sie liegen teilweise in mehreren Fassungen vor. Sowohl als Komponist wie auch im Privatleben war Bruckner ein Einzelgänger. 08 analyse epochen der musikgeschichte: im 19 . jahrhundert Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv

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