Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

320 „Natur und Kunst“ in der Romantik Schon im Barock hatten sich Künstler mit dem Verhältnis von Natur und Kunst auseinandergesetzt (s. S. 271 ff.). Johann Wolfgang von Goethe hatte ein Sonett mit „Natur und Kunst“ betitelt (s. S. 297). Der folgende Analyseteil erweitert die Beschäftigung mit dem spannungsreichen Begriffspaar um dessen Deutung in der Romantik. In der Romantik wird mit „Natur“ nun häufig das Ursprüngliche, Unverfälschte assoziiert, „Kunst“ im Sinne von Künstlichkeit aber insbesondere auf die sich ent- wickelnde Industriegesellschaft bezogen. Viele Künstler der Romantik sprechen diese zwei Welten auch mit „Poesie“ und „Prosa“ an. Als prosaisch werden die Antriebe und Zwänge des Alltagslebens empfunden (z. B. die Arbeitswelt und das Gefühl, ein bloßes Rädchen in einem Getriebe zu sein), als poetisch hingegen jene Welt, die abgehoben ist vom Alltäglichen (die Welt der Fantasie, der Utopien). Das Natürliche und Unverfälschte sah man auch im Verhalten des Kindes und seiner Erlebniswelt verkörpert. Friedrich Hölderlin (1770–1843) schreibt in seinem Roman „Hyperion“: z zugang Erläutern Sie Hölderlins Auffassung von Kindheit. Stellen Sie dar, wie der Autor die Welt des Erwachsenen beschreibt. Betrachten Sie die Abbildungen: Was vermitteln sie über die Auffassung von Kind und Familie? z zusammenführung Als Robert Schumann 1848 sein „Album für die Jugend“ komponierte, hatte er offensicht- lich solche zeitgenössischen Auffassungen über Kindheit im Sinn. Setzen Sie Hölderlins Text mit Schumanns „Trällerliedchen“ (s. S. 13) in Beziehung. z weiterführende interpretation Erörtern Sie an Beispielen, wie sich der Gegensatz „Natur − Kunst“ in Ihrem eigenen Leben zeigt. Ferdinand Georg Waldmüller: Mühle am Königssee, 1840 Julius Hübner: Die Schutzengel, 1836 Wie der Arbeiter in den erquickenden Schlaf, sinkt oft mein angefochtenes Wesen in die Arme der unschuldigen Vergangenheit. Ruhe der Kindheit! himmlische Ruhe! wie oft steh ich stille vor dir in liebender Betrach- tung, und möchte dich denken! Aber wir haben ja nur Begriffe von dem, was einmal schlecht gewesen und wieder gut gemacht ist; von Kindheit haben wir keine Begriffe. Da ich noch ein stilles Kind war und von dem allen, was uns umgibt, nichts wusste, war ich da nicht mehr, als jetzt, nach all den Mühen des Herzens und all dem Sinnen und Ringen! Ja! ein göttlich Wesen ist das Kind, solang es nicht in die Chamäleonsfarbe des Men- schen getaucht ist. Es ist ganz, was es ist, und darum ist es so schön. I, 4 08 analyse epochen der musikgeschichte: im 19 . jahrhundert Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv

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