Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

313 Die Musik erschien vielen als das geeignete Medium, um Schönes zu empfinden und die Welt des Erkennbaren zu überschreiten. Der Philosoph Arthur Schopenhauer räumte 1819 der Musik sogar die erste Stelle unter den Künsten ein. : Erläutern Sie, welche romantischen Motive im Deckblatt der Volksliedsammlung „Des Knaben Wunderhorn“ (erschienen 1805−1808) verbunden wurden. Das „Wunderhorn“ ist ein Horn aus Elfenbein, auf dem, einem Gedicht zufolge, eine Königin ein „süßes hell Geklinge“ spielen kann. Allerdings existierten neben der Romantik, die sich zum Teil auch auf ein idealisiertes Bild vom Mittelalter bezog, noch andere Kunstvorstellungen: Der Klassizismus bezog sich auf griechi- sche und römische Vorbilder. Der Historismus berief sich ganz allgemein auf Vergangenes und verknüpfte besonders in der Architektur historisch weit auseinanderliegende Elemente. Als Abkehr von allen diesen Richtungen entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Realismus – besonders in Kunst und Literatur. Hier befassten sich Künstler intensiv mit den tatsächlichen Errungenschaften, aber auch Problemen der eigenen Umwelt. Nationale Schulen Im 19. Jahrhundert konzentrierten sich Völker, Volksgruppen und Nationen auf nationale In- teressen und versuchten, ihre Identität in der Rückbesinnung auf kulturelle Ursprünge und Eigenarten ( Nationalismus ) zu festigen. Auch Komponisten nahmen an dieser Entwicklung in ganz Europa Teil und versuchten, durch Einbeziehung typischer volksmusikalischer Elemente das Musikleben ihrer Nation auszuprägen. Die Entwicklung und ihre Ergebnisse werden un- ter dem Begriff Nationale Schulen gefasst. Die Tendenz der nationalen Selbstfindung reicht bis in das 20. Jahrhundert – Als typische Vertreter außerhalb des deutschen Sprachraumes gelten: › Dänemark: Niels Wilhelm Gade (1817−1890), Carl Nielsen (1865–1931) › England: Edward Elgar (1857–1934), Ralph Vaughan Williams (1872–1958), Gustav Holst (1874–1934) › Finnland: Jean Sibelius (1865–1957) › Frankreich: Georges Bizet (1838–1875), Claude Debussy (1862–1918), Maurice Ravel (1875–1937) › Italien: Gioacchino Rossini (1792–1868), Giuseppe Verdi (1813–1901), Giacomo Puccini (1858–1924), Ferruccio Busoni (1866–1924) › Norwegen: Edvard Grieg (1843–1907) › Polen: Frédéric Chopin (1810–1849) › Rumänien: George Enescu (1881−1955) › Russland − das „Mächtige Häuflein“ u. a. mit Alexander Borodin (1833–1887), Modest Mussorgski (1839–1881) und Peter Tschaikowski (1840–1893), › Spanien: Isaac Albeniz (1860–1909), Enrique Granados (1867–1916), Manuel de Falla (1876−1946) › Böhmen/Mähren (tschechisch): Bedrˇich Smetana (1824–1884), Antonin Dvorˇák (1841–1904), Leoš Janáček (1854–1928) › Ungarn: Ferenc Erkel (1810–1893), Béla Bartók (1881–1945), Zoltán Kodály (1882–1967) Honoré Daumier: Die Last, 1850–53 Die Nationalmelodien jeden Volkes enthüllen seinen Charakter. Johann Gottfried Herder Und mein Ziel ist es, zu beweisen, dass wir Tschechen […] ebenfalls mit schöpferischer Kraft begabt sind, ja, dass auch wir unsere eigene und besondere Musik besitzen. Bedrˇich Smetana Das Volkslied verbindet die Nation, verbindet die Nationen, die ganze Menschheit zu einem Sinn, zu einem Glück, zu einem Gedeihen. Leoš Janáček 08 basis epochen der musikgeschichte: im 19 . jahrhundert Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=