Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

310 Vergleichen Sie die Anfänge der Durchführung und der Solo-Exposition: Beschreiben Sie jeweils die Wirkung und das Verhältnis Klavier – Orchester. Welche Teile des Haupt- und des Seitenthemas spielen in der Durchführung eine Rolle? Notieren Sie Ihre Wahrnehmungen in der Partitur. Notieren Sie den Rhythmus einer immer wiederkehrenden Figur. Die Reprise Für die Hörer ist es immer befriedigend, etwas Bekanntes wieder zu hören. Dieser Erwartung folgt Beethoven auch im 3. Klavierkonzert: Er zielt am Ende der Durchführung mit Vehemenz auf den Beginn der Reprise mit Hauptthema und Seitenthema. Beethoven hatte ein ausgeprägtes Gespür für Spannung im Ablauf seiner Werke und für Pub- likumswirkung. So wiederholt er nicht einfach die Exposition, sondern wandelt sie effektvoll ab. Zur weiteren Faszination des Publikums trägt auch die Solokadenz bei. Beschreiben Sie, wie Beethoven im Orchester die Solokadenz vorbereitet. Vergleichen Sie die Anfänge der Exposition mit der Reprise (Takte 309 ff.). Benennen Sie die klanglichen Unterschiede und versuchen Sie Gründe zu finden, warum Beethoven die Reprise anders gestaltet. In der zweiten Aufführung (1804) spielte Beethovens Schüler Ferdinand Ries den Klavierpart. z zusammenführung Beschreiben Sie die Funktion einer Solokadenz für den ausführenden Künstler und für die Rezeption eines Werks. Solokonzerte üben auf das Publikum allgemein eine besondere Faszination aus. Der musikalische Dialog von Solist und Orchester und die Virtuosität spielen dabei effektvoll zusammen. Spüren Sie diesem Zusammenhang beim Hören des gesamten Satzes nach und bezeichnen Sie einige für Sie besonders wirkungsvolle Details. z weiterführende interpretation Beethovens Klavierkonzert c-Moll gibt es in einer Vielzahl von Aufnahmen. Vergleichen Sie zwei Interpretationen (vgl. S. 166 ff.) Ihrer eigenen Wahl. Solokadenz („Kadenz“) Kadenzen sind unbegleitete, ausgedehnte Solopassagen gegen Ende einzelner Sätze von Konzer- ten. Sie beginnen oft nach einem Scheinschluss des Orchesters auf dem Quartsextakkord der Dominante. In die Kadenz werden oft Motive und Passagen aus dem Konzert eingefügt. Meist bieten Kompo- nisten auskomponierte Kadenzen an, doch häufig schreiben sich Virtuosen auch eigene Kadenzen. Noch zu Beethovens Zeit wurden Kadenzen oft improvisiert. Beethoven hatte mir sein schönes Konzert in C-Moll [opus 37], noch als Manuskript gegeben, um damit zum ersten Male öffentlich als sein Schüler aufzutreten; auch bin ich der Einzige, der zu Beethovens Lebzeiten je als solcher auftrat. […] Beethoven selbst dirigierte und drehte nur [dem Pianisten die Seiten] um, und vielleicht wurde nie ein Konzert schöner begleitet. Wir hielten zwei große Proben. Ich hatte Beethoven gebeten, mir eine Kadenz zu komponieren, welches er abschlug und mich anwies, selbst eine zu machen, er wolle sie korrigieren. Beethoven war mit meiner Komposition sehr zufrieden und änderte wenig; nur war eine äußerst brillante und sehr schwierige Passage darin, die ihm zwar gefiel, zugleich aber zu gewagt schien, weshalb er mir auftrug, eine andere zu setzen. […] Bei der Kadenz im öffentlichen Konzerte setzte sich Beethoven ruhig hin. Ich konnte es nicht über mich gewinnen, die leichtere zu wählen; als ich nun die schwere keck anfing, machte Beethoven einen gewaltigen Ruck mit dem Stuhle; sie gelang indessen ganz, und Beethoven war so erfreut, dass er laut „bravo!“ schrie. Dies elektrisierte das ganze Publikum und gab mir gleich eine Stellung unter den Künstlern. Nachher, als er mir seine Zufriedenheit darüber äußerte, sagte er zugleich: „Eigensinnig sind Sie aber doch! – Hätten Sie die Passage verfehlt, so würde ich Ihnen nie eine Lektion mehr gegeben haben.“ Ferdinand Ries: Biografische Notizen über Ludwig van Beethoven, 1838. V, 6 V, 5 08 analyse epochen der musikgeschichte: wiener klassik Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv

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