Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

305 Ludwig van Beethoven: Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll (1803) Solokonzerte, d. h. die Verbindung von einem virtuos angelegten instrumentalen Solopart mit der Begleitung des Orchesters, waren schon in der Barockzeit erfolgreich entwickelt worden. Die Komponisten, die damals zugleich auch Instrumentalvirtuosen waren, demons- trierten damit auch ihr Können. Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven griffen die Gattung auf und entwickelten sie weiter. Beethoven verband das Solokonzert mit der für die Gestaltung von Sinfonien üblichen Formanlage. Damit beeinfluss- te er u. a. Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms und Peter Tschaikowski bei der Konzeption ihrer Klavierkonzerte. In diesem Analyseteil gewinnen Sie einen Einblick in ein repräsentatives Werk. Sein 3. Klavierkonzert komponierte Beethoven vermutlich in den Jahren 1800 bis 1802 zeit- gleich mit seiner 2. Sinfonie D-Dur. Beide Werke kamen zusammen mit seiner 1. Sinfonie und dem Oratorium „Christus am Ölberge“ in einer Akademie (= öffentliches Konzert) am 5. April 1803 zur Uraufführung. Beethoven spielte den Klavierpart selbst. Der folgende Quellentext dokumentiert die Lebens- und Arbeitssituation Beethovens zur Zeit der Entstehung des 3. Klavierkonzertes: z zugang zur musikpraxis Beschreiben Sie von den Details der Textquelle ausgehend Beethovens private und beruf- liche Situation. Versuchen Sie sich in die Lage eines Komponisten zu versetzen, der allmählich sein Gehör verliert. Bedenken Sie die Konsequenzen. Zeitgenössische Darstellungen Beethovens […] Meine Kompositionen tragen mir viel ein, und ich kann sagen, dass ich mehr Bestellungen habe, als fast möglich ist, dass ich befriedigen kann. Auch habe ich auf jede Sache 6, 7 Verleger, und noch mehr, wenn ich mir’s angelegen sein lassen will: man accordirt nicht mehr mit mir (macht keine Verträge), ich fordere und man zahlt. […] Auch bin ich ökonomischer als sonst. Sollte ich immer hier bleiben, so bringe ich’s auch sicher dahin, dass ich jährlich immer einen Tag zur Akademie erhalte, deren ich einige gegeben. Nur hat der neidische Dämon, meine schlimme Gesundheit, mir einen schlechten Stein ins Brett geworfen, nämlich; mein Gehör ist seit drei Jahren immer schwächer geworden. […] Ich kann sagen, ich bringe mein Leben elend zu, seit zwei Jahren fast meide ich alle Gesellschaften, weil’s mir nicht möglich ist den Leuten zu sagen: ich bin taub. Hätte ich irgend ein anderes Fach, so ging’s noch eher, aber in meinem Fache ist das ein schrecklicher Zustand; dabei meine Feinde, deren Zahl nicht geringe ist, was würden diese hiezu sagen! […] Die hohen Töne von Instrumenten, Singstimmen, wenn ich etwas weit weg bin, höre ich nicht; im Sprechen ist es zu verwundern, dass es Leute gibt, die es niemals merkten; da ich meistens Zerstreu- ungen hatte, so hält man es dafür. Manchmal auch hör’ ich den Redenden, der leise spricht, kaum, ja die Töne wohl, aber die Worte nicht; und doch sobald jemand schreit, ist es mir unausstehlich. Was nun werden wird, das weiß der liebe Himmel. […] Ich habe schon oft – mein Dasein verflucht; Plutarch hat mich zu der Resignation geführt. Ich will, wenn’s anders möglich ist, meinem Schicksale trotzen, obschon es Augenblicke meines Lebens geben wird, wo ich das unglücklichste Geschöpf Gottes sein werde. Ich bitte Dich, von diesem meinem Zustande niemanden […] etwas zu sagen, nur als Geheimnis vertrau’ ich Dir’s an. […] Resignation! welches elende Zufluchtsmittel, und mir bleibt es doch das einzig übrige. […] Ludwig van Beethoven in einem Brief vom 29. Juni 1801 an seinen Jugendfreund Dr. Franz G. Wegeler in Bonn 08 analyse epochen der musikgeschichte: wiener klassik Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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