Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

301 Erläutern Sie die Lebenssituation von Mozarts Mutter in Paris. Berücksichtigen Sie dabei auch, womit sie sich tagsüber beschäftigte und mit wem sie sich (ohne Französischkennt- nisse, ohne Freunde oder Bekannte in Paris) unterhalten konnte. Schließen Sie von dem Brief auch auf Mozarts Arbeits- und Lebensweise in Paris. Der Kontakt Mozarts zum Pariser Publikum war oft ernüchternd. In einem Brief beschrieb Mozart, in welcher Weise er bei einer angesehenen aristokratischen Familie aufgenommen wurde: Erst musste er eine halbe Stunde in einem ungeheizten Raum warten. Dann wurde er gebeten, etwas zu spielen. Sein Hinweis, dass es zu kalt sei und seine Finger nicht geläufig seien, interessierte die anwesenden Herrschaften aber nicht. Im Gegenteil, sie wandten sich von ihm ab und beschäftigten sich mit dem Zeichnen von Bildern, während Mozart „[…] also für sessel, tisch und mäuern spielen muste“ . Erst nach geraumer Zeit erschien der Hausherr. Mozart schildert genau und voller Interesse, was dann geschah: Arbeiten Sie heraus, was Mozart vom Publikum beim Hören seiner Musik erwartet. Welche künstlerischen Absichten verfolgt er mit seiner Musik? Mozart beschreibt im vorangegangenen Zitat einen Zustand der Weltvergessenheit beim Musikerleben ( „ich vergaß darüber alle kälte …“ ) − eine zu Mozarts Zeit völlig neue Verhal- tensweise im Umgang mit Kunst. Ein solches „Losgelöst-Sein von der Alltagswelt“ wurde als ästhetisch relevanter Zustand erst im 18. Jahrhundert ernsthaft in Betracht gezogen. Beschreiben Sie eigene Hörerlebnisse und setzen Sie diese in Bezug zu Mozarts Dar- stellung. Schildern Sie auch andere Hörhaltungen und Situationen, in denen Sie klassische Musik hören, und ziehen Sie einen Vergleich mit der Art des Hörens, wie sie Mozart beschreibt. Was meine lebens arth betrifft ist solche nicht gar angenehm, ich size den ganzen tag allein in zimmer wie in arest, welches noch darzue so dunckel ist und in ein kleines höffel geth das man den ganzen tag die Sohn nicht sehen kan, und nicht einmahl weis was es vor ein wetter ist, mit hartter miehe kan ich bey einen einfahlenten liechten etwas weniges stricken, und für dises zimmer müssen wier das Monat 30 liver bezahlen, der eingang und die stiegen ist so öng das es ohnmöglich wehre ein Clavier hin auf zu bringen. Der wolfgang mues also ausser haus […] Componieren [, dort, wo] […] ein Clavier ist, ich sehe ihme also den ganzen tag nicht, und werde das reden vollig vergessen. meine kost von trater [vom Traiteur = Speisewirt] ist auch Superb für 15 Sol zu mitag bekomme ich 3 speisen, erstlich eine Supen mit Krutter [vermutlich: 'croutons' oder Kräuter] die ich nicht mag, 2ten ein bröckel schlechtes fleisch 3ten etwas von einem kalbsfus in einer schmuzigen brihe, oder eine stein harte leber […] es ist hier alles um die helfte theuerer als es vor 12 Jahren wahr wie wür das leste mahl hier gewesen sein. heunt als den 10ten habe ich den ganzen tag eingebacket, dan wür ziehen in ein andres quadier, wo wür nur derffen das Monat einen louidor bezahlen, und haben 2 Zimmer, auf die gassen hinaus, und näher bey der Noblesse, und bey den theater, […] Brief von Mozarts Mutter an Leopold Mozart, 5. April 1778 […] der aber setzte sich zu mir, und hörte mit aller aufmercksamkeit zu, und ich – ich vergaß da- rüber alle kälte, kopfwehe, und spiellte ungeachtet den Elenden clavier so – wie ich spielle wenn ich gut in laune bin. geben sie mir das beste Clavier von Europa, und aber leüt zu zuhörer die nichts verstehen, oder die nichts verstehen wollen, und die mit mir nicht Empfinden was ich spielle, so werde ich alle freüde verlieren […] Brief Mozarts an seinen Vater, 1. Mai 1778 Monsieur mon cher Père! Ich habe ihnen eine sehr unangenehme und Trauerige nachricht zu geben […]. – Meine liebe Mutter ist sehr kranck – sie hat sich, wie sie es gewohnt war, adergelas- sen, und es war auch sehr nothwendig; es war ihr auch ganz gut darauf – doch eini- ge täge darnach klagte sie frost, und auch gleich hitzen – bekomm den durchlauf, kopfwehe – anfangs brauch- ten wir nur unsere haus- mitteln, Antispasmotisch Pulver, wir hätten auch gern das schwarze gebraucht, es mangelte uns aber […] – weil es aber immer ärger wurde – sie hart reden konnte, das gehör verlor, so dass man schreyen muste, – so schickte der Baron grim seinen Doctor her – sie ist sehr schwach, hat noch hit- zen, und Phantasirt – man giebt mir hofnung; ich habe aber nicht viell – ich bin nun schon lange tag und nacht zwischen forcht und hofnung – ich habe mich aber ganz in willen gottes gegeben […] Mozart in einem Brief an sei- nen Vater, 3. Juli 1778, vier Tage vor dem Tod seiner Mutter Mozarts Mutter Anna Maria (1720–1778) 08 analyse epochen der musikgeschichte: wiener klassik Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv

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