Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

292 Noch besaß der Adel alle Macht und Privilegien, doch wuchs die Bedeutung der nicht ade- ligen Bevölkerungsmehrheit, die in ihren Lebensgrundlagen oder ihrem Unternehmertum stark eingeschränkt war, spürbar an. Am Ende des 18. Jahrhunderts begannen die großen Umwälzungen der Gesellschaftsordnung in Europa. Die Französische Revolution (1789–1791) führte in Frankreich erstmalig zur Staatsform einer Bürgerdemokratie (1792), die die absolu- tistische Macht von König und Fürsten ablöste. Philosophen der Aufklärung (s. S. 312) hatten die Vernunft zum grundlegenden Wesenszug des Menschen erklärt. Allen Menschen wurde die Möglichkeit zugesprochen, wissenschaft- lich zu forschen, Wahrheit zu erkennen, Geist und Körper zu bilden und eine Staatsform zu schaffen, die ein Leben in Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit ermöglicht. Zum Ideal vieler Bürger gehörte nun auch der Genuss der Schönheit von Kunst, Literatur und Musik. : Erläutern Sie das Zusammenspiel von technischem Fortschritt, politischen Umwälzungen und den Ideen der Aufklärung. Aus dem Musikleben Konzerte für zahlendes Publikum kamen immer mehr in Mode und boten Hofmusikern neue Verdienstmöglichkeiten. Es entstand der freischaffende Künstler, der Komponist, Interpret und Konzertveranstalter in einer Person war. Fürst Esterházy beurlaubte stolz seinen be- rühmten Bediensteten Haydn für Konzertreisen. Mozart schied im Streit aus seiner niedrigen Stellung am fürsterzbischöflichen Hof in Salzburg und versuchte sein Glück als erster frei- schaffender Musiker in Wien. Auch Beethoven fand in Wien Mäzene (= Förderer), die seine Musik verehrten und es ihm ermöglichten, sich ganz seiner Kunst zu widmen. Neu entste- hende Musikvereine, darunter die 1812 gegründete „Gesellschaft der Musikfreunde“ in Wien, wurden zunehmend zu Trägern des öffentlichen Konzertlebens . Theater und Konzertsäle boten den Rahmen für öffentliche Auffüh- rungen. Das große Interesse der Wiener Bürger an Konzerten und Opernaufführungen hatte Emanuel Schikaneder (1751–1812), Impre- sario (= Leiter eines Opernhauses), Schauspieler und Textdichter, so reich gemacht, dass er 1798–1801 ein großes Musiktheater, das Thea- ter an der Wien, errichten lassen konnte. Zu seinem wirtschaftlichen Erfolg hatte nicht zuletzt auch Mozarts Singspiel „Die Zauberflöte“ mit Schikaneders Text beigetragen. Im Theater an der Wien wurden später auch einige Sinfonien Beethovens uraufgeführt und im Weite- ren u. a. Operetten von Johann Strauss (Sohn), Franz von Suppé und Franz Lehár. Nachdem in neuerer Zeit hier zunächst viele Musicals erfolgreich produziert wurden, versteht sich das Theater an der Wien seit 2006 erneut als Opern-Spielstätte. Auf dem Weg zur Wiener Klassik Das 18. Jahrhundert brachte viele Neuerungen im Musikleben, die schließlich auch Haydn, Mozart und Beethoven beeinflussten. Die Bedeutung der Chormusik (vor allem Kirchen- musik) und der italienischen Oper ließ nach – die nationalsprachige Oper und die reine In- strumentalmusik u. a. mit Sonate, Sinfonie und Solokonzert traten in den Mittelpunkt. Jascha: Theater an der Wien, 1810 08 basis epochen der musikgeschichte: wiener klassik Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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