Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

257 Praetorius konnte auf ein reiches musikalisches Umfeld Bezug nehmen, z. B. auf die für den protestantischen Gottesdienst geschaffene Musik: vom ein- und mehrstimmigen Gesang bis zu groß besetzten Kirchenkonzerten mit Instrumenten, aber auch eigenständige Orgelmusik mit kunstvollen Choralbearbeitungen. Die Hauptkirche in Wolfenbüttel bot Praetorius mit ei- ner großen Orgel und mehreren Emporen Möglichkeiten für abwechslungsreiche und präch- tige Kompositionen. Das Concerto „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ legt Zeugnis davon ab. Singen Sie zunächst den Choral „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ von Philipp Nicolai. Erörtern Sie, warum Praetorius dieses Lied für sein Kirchenkonzert gewählt haben könnte. Hören Sie das Concerto „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ und halten Sie Ihren Klangein- druck, hervorgehobene Textpassagen und Instrumente, die sie erkennen, fest. z fragen Mit der Analyse des Werkes können die Aufführungspraxis und die Bedeutung der musika- lischen Rhetorik untersucht werden. Praetorius’ Text gibt Hinweise zur damaligen Auffüh- rungspraxis: › Obligate Instrumentalstimmen − in ihrer Gesamtheit als Sinfonia bezeichnet − werden als eigenständige Stimmen dem Chorsatz gegenübergestellt. Dabei wird davon ausgegangen, dass ein Instrumentalist mehrere Instrumente beherrscht. Praetorius erklärt ausdrücklich, dass er „Inmassen […] etliche Pausen gesetztet/damit man Zeit haben könne/ ein Instru- ment um das ander in die hand zu nehmen“ . › Dazu kommt der Generalbass mit den Akkordangaben für das Harmonie-Instrument (hier: Orgel oder Regal s. S. 248). › Eine achtstimmige vokale Ausführung mit Generalbassbegleitung ist vom Komponisten jedoch ausdrücklich auch vorgesehen. › Für die Aufstellung schreibt Praetorius vor, dass der erste und der dritte, der Hauptchor („Kapellchor“), sowie der zweite und der vierte, ein Instrumentalchor, jeweils zusammen und an verschiedenen Orten stehen soll. Dazu hat er zwei solistische Instrumentalstim- men – Cornett und Violine – komponiert, die einander ebenfalls konzertierend gegenüber- stehen sollen, jedoch „in Mangelung der Instrumentisten gar wohl außen bleiben“ können. Weitere Instrumente (z. B. Flöten, Rohrblattinstrumente, Posaunen, die zu diesem Zweck als Instrumentenfamilien gebaut wurden) verstärken colla parte die Chorstimmen. Diese Praxis wurde nicht eigens vermerkt. Entwickeln Sie selbst Fragen. Nutzen Sie dazu auch die Originaltexte von Praetorius, mit allgemeinen Angaben zur Concerto grosso-Praxis und dem Vorwort zu „Wachet auf, ruft uns die Stimme“. Der Beginn der Partitur zeigt die Gruppen von Vokal- und Instrumentalstimmen, die Praeto- rius im Laufe des Werkes zum Teil wechselnd instrumentiert. Im Hinblick auf die historische Aufführungspraxis stellt sich heute die Aufgabe einer sinnvollen klanglichen Adaption. z am notentext Orientieren Sie sich in der Partitur. Versuchen Sie, Praetorius’ Anregungen im Vorwort nachzuvollziehen und selbst einen entsprechenden Plan für die Besetzung des Werks zu machen. Hören Sie den Satz noch einmal und verfolgen Sie die konkrete klangliche Realisierung in der Einspielung. 344q43 Arbeitsblatt Nicolai IV, 8 g85um4 Noten Praetorius 08 analyse epochen der musikgeschichte: renaissance Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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