Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

250 Instrumentalmusik Charakteristisch sind spielfreudige Variationen oder Tanzmusik, die oft in einen langsamen Schreittanz und einen schnelleren Spring- und Drehtanz gegliedert ist. Beliebt war es, be- kannte Lieder oder Choräle oder deren mehrstimmige Sätze mit virtuosen Spielfiguren zu kolorieren (= auszuzieren) und Gesangsstücke nur mit Instrumenten auszuführen. So entwi- ckelte sich z. B. aus dem polyphon fließenden Duktus der Motette das instrumentale Ricercar. In der Musik für Tasteninstrumente entstehen die freien Formen Toccata, Fantasia, Tiento (siehe Zeitleiste „Improvisation – Variation – Kolorierung“ auf S. 116). Über einem Ground (s. S. 260 ff.) erfand man immer neue Variationen. Szenische Formen Ab ca. 1470 gab es Aufführungen mit Stoffen aus der altgriechischen Mythologie („Orpheus“ s. S. 230 f.) oder der Bibel („Abrahams Opfer“). Im 16. Jahrhundert wurden mehrere Vokalstücke verbunden und als Madrigalkomödie szenisch aufgeführt. Gelehrte in Florenz versuchten um 1600, die Aufführung antiker mythologischer Stoffe in der Art der alten Griechen wiederzube- leben: in der Verbindung von Wort, Tanz, Deklamation und Gesang im Stil der altgriechischen Tragödie, deren Musik jedoch nicht überliefert war. So entstand die Monodie (s. S. 266) und mit „Dafne“ von Jacopo Peri 1598 die erste Oper − eine neue Gattung, die rasch beliebt wurde und den Bau von speziellen Aufführungsstätten (Opernhäuser) nach sich zog. : Welche Musikwerke der Renaissance sind Ihnen bekannt? Welche oben genannten Merk- male erkennen Sie darin? : Stellen Sie auch einen persönlichen Bezug zu Werken aus Architektur und Kunst in Ihrer Region her. Beschreiben Sie die Merkmale, aufgrund derer Sie diese Werke der Renais- sance zuordnen. 16. Jh. 14./15. Jh. 13./14. Jh. 17./18. Jh. 19./20. Jh. ZEITLEISTE Motette Cantus-firmus-Motette: Melodie des Cantus firmus wird als motivisches Mate- rial genutzt: − Liedmotette, auf einem Kirchenlied basierend − Spruchmotette, auf freie Bibel- oder gedichtete Verse Durchimitierte Motette: ohne Cantus firmus motivi- sche Arbeit in allen Stimmen Doppelchörige Motette: Adrian Willaert, Andrea Gabrieli Motette als umfassender Oberbegriff für geistliche Vokalkompositionen − Entwicklung verschiedener Satztypen: − Generalbass-Motette: solistisch oder mehrstimmig besetzt (Michael Praetorius) − Polyphone Chormotette: auf der polyphonen Durcharbeitung des musikalischen Materials beruhend (Heinrich Schütz, Cantionae sacrae; Johann Sebastian Bach) − Concerto-Motette: mehrchörige Komposition im „modernen“ konzertierenden Stil (Claudio Monteverdi, Michael Praetorius, Giovanni Gabrieli) − Choralmotetten: vorwiegend im protestantischen Bereich (Michael Praetorius; Heinrich. Schütz, Psalmen Davids ) − Polyphone Motette mit eingearbeitetem Choral: protestantische Entwicklung im 18. Jh. als Verbindung zwischen kunstvollem Satz und Gemeindegesang (Georg Philipp Telemann, Johann Sebastian Bach) − Konzertante Motette mit Chor, Soli und Instrumenten: katholische Entwicklung im 18. Jh. als festliche Musiken für Litanei und Vesper (Ignaz Biber, Michael Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart) Anthem: englischer Motettentyp aus- schließlich über Psalmtexte in verschie- denen Ausformungen (John Locke, Henry Purcell) Motetus: zum Organum (s. S. 235) angefügter gesungener Einschub, auch mit weltlichen Texten Herausbildung der Motette aus der Praxis, im Choralgesang ursprünglich solistische Abschnitte durch mehrstim- migen Satz hervorzuheben Etablierung der Motette zur führenden Gattung der mehrstimmigen Musik in Ars antiqua und Ars nova mit weltlichen, geistlichen oder auch gemischten Texten, vorrangig in Frankreich (vgl. S. 237f.) Isorhythmische Motette (14. Jh.): auf besonders kunstvoll verarbeiteten rhythmischen Modellen beruhend (Guillaume de Machaut, s. S. 240) Geistliche Motette: mehrstimmig gesetzte Psalm- und Evangelientexte, dazu lateinischer Cantus firmus (Guillaume Dufay) daneben Mischformen oft mit freien Tenores, die zu einer Weiterentwicklung der Motette als Gattung beitragen (Johannes Ciconia) Rückbesinnung auf die Motette als historische Gattung , vereinzelt Neukompositionen/A-cappella-Motette (Felix Mendelssohn Bartholdy, Giuseppe Verdi, Anton Bruckner, Max Reger) auch wieder mit weltlichen Texten Motetten als private Bekenntnisse oder Reaktionen auf Zeitereignisse (Luigi Dallapiccola, Benjamin Britten) 08 basis epochen der musikgeschichte: renaissance Nur z Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=