Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

246 Das politische Leben war weiterhin vom ständigen Macht- kampf zwischen weltlichen Herrschern und kirchlichen Wür- denträgern geprägt, die zumeist mit dem Finanzadel eng verbunden waren. Gerade auch am prunkvollen weltlichen Lebensstil der hohen Geistlichkeit und ihren eindrucksvollen Repräsentationsbauten entzündete sich heftige Kritik, die letztlich zur Kirchenspaltung führte, ausgehend von der Ver- öffentlichung der protestantischen Thesen Martin Luthers (1517). : Arbeiten Sie auf Basis der einführenden Texte die Unter- schiede zum Menschenbild des Mittelalters heraus. : Die Renaissance wird als Beginn der Neuzeit betrachtet. Erläutern Sie, inwieweit diese These tragfähig ist. : Verschaffen Sie sich einen Überblick darüber, inwieweit die Künste unverzichtbarer Be- standteil des aristokratischen und kirchlichen Lebensstils werden. Erarbeiten Sie, welche Funktionen die Musik dabei hatte. Musikalische Entwicklungen Unter den musikalischen Erscheinungen der Zeit kommt der Vokalmusik eine Sonderrolle zu. Sie ist am besten dokumentiert und brachte vollendete Kompositionen hervor: Messen (s. S. 235), Motetten (s. S. 251) und Madrigale (s. S. 249). Dass die Musik der Renaissance- Zeit gegenüber dem herberen mittelalterlichen Klangbild vergleichsweise wohlklingend erscheint, begründet sich in der Entdeckung des Dreiklangs als Basis für einen harmonischen Satz, verbunden mit der sich langsam abzeichnenden Bevorzugung der Kirchentonarten io- nisch und äolisch, die unserem heutigen Dur und Moll entsprechen. Ein mindestens vierstim- miger Satz wurde mehr und mehr zur Regel, im 16. Jahrhundert komponierte man aber auch fünf- oder sechsstimmig. In die Renaissancezeit fällt die erste Hochblüte des Kontrapunkts. Neben einer sehr kunst- vollen, oft klanglich kühnen Satzweise, die zumeist vom Prinzip der Imitation geprägt ist, entwickelte sich aber auch ein Stil, der „Natürlichkeit“ und Gefälligkeit anstrebte. Dabei rückt die Melodie in die Oberstimme und wird häufig von Dreiklängen begleitet. Die Entwicklung der mehrstimmigen geistlichen Vokalmusik war von der Region des heutigen Belgiens und Nordfrank- reichs ausgegangen, weshalb man den Epochenbegriff franko-flämische Vokalpolyphonie geprägt hat. Viele Kom- ponisten begannen dort als Chorknaben an Kirchen und Kathedralen ihre Ausbildung (z. B. Guillaume Dufay, Josquin des Préz und Orlando di Lasso) und bildeten sich später in Italien musikalisch weiter. Der florierende Handel brachte Wohlstand und Reichtum in die Handelszentren (Fugger in Augsburg) − entsprechend liebte man auch in der Musik Farbigkeit und Vielfalt, wie historische Abbildungen von Pro- zessionen, Festen und Umzügen zeigen. In die Aufführung von Vokalmusik konnten zur Abwechslung im Klangbild auch Instrumente einbezogen werden. Blasinstrumente wie Posaunen, Fanfaren, Pauken und Pommern (Rohrblattinstrumente) spielen in der Musik der Renaissance eine wichtige Rolle, wie hier beim Triumphzug Kaiser Maximilians I. (1459–1519), der, am Übergang vom Mittelalter zur Renaissance stehend, oft als „der letzte Ritter“ bezeichnet wird. Gebäude und Kirchen verbinden sich mit Musik: Renaissancepalast des Hauses Gonzaga in Mantua – am Geburtstag von Francesco IV. Gonzaga 1607 wurde hier Claudio Monteverdis Oper „L’Orfeo“ (s. S. 285) uraufgeführt. 08 basis epochen der musikgeschichte: renaissance Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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