Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

241 z am notentext Untersuchen Sie den Tenor hinsichtlich des rhythmischen Modells. Treffen Sie eine Aussage zum Verhältnis zwischen Oberstimmen und Tenor in Bezug auf Abhängigkeit und strukturelle Bindun- gen. Szene aus einem Osterspiel Nur wenige gebildete Menschen waren im Mittelalter des Schreibens kundig. Biblische Geschichten wurden deshalb in den Kirchen mit Bildern, aber auch mit szenischem Spiel und populären Liedformen vermittelt. So wurden an hohen Festtagen ausgehend von der Osterliturgie auch szenisch-musikali- sche Spiele aufgeführt. „Osterspiele” stellten das Geschehen um Kreuzi- gung, Grablegung und Auferstehung Christi dar. Auch eine „Krämerszene” konnte darin enthalten sein, in der die Frauen, die den Leichnam Christi einbalsamieren wollen, dafür Salben einkaufen. „Carmina burana“ Die Musik dieser im Kloster Benediktbeuren (Bayern/Deutschland) gefundenen Sammlung von rund 300 geistlichen und weltlichen mittelalterlichen Liedern konnte bis heute nicht vollständig rekonstruiert werden. Die Musikforschung ist hier darauf angewiesen, aus paral- lelen Überlieferungen die wahrscheinlichste Form der Klangrealisation herauszuarbeiten. Die Sammlung enthält auch ein Osterspiel mit einer Krämerszene, in der Maria Magdalena vom „Mercator“ „varwe“ kaufen will, um sich damit verführerisch zu schminken. (Sie wird später zur Reue bewogen und wirft sich Jesu zu Füßen.) Maria Magdalena: Michi confer venditor speties emendas pro multa pecunia tibi iam reddenda si quid habes insuper odoramentorum nam volo perungere corpus hoc decorum Eine Gruppe von Spielleuten führt auf den Portal- stufen einer Kirche ein Theaterstück auf. Aus einem Gebetbuch der Königin Isabella von Kastilien, 1497 Triplum: hinzugefügte dritte Stimme (neben Tenor und Motetus) Motetus: mit Text versehene Singstimme, in dreistimmigen Motetten meist die Mittelstimme Tenor (von lat. tenere = halten): in mittelalterlicher mehrstimmiger Musik Ausgangsstimme der Komposition (auch im Sinne von Fundament) Contratenor: ab dem 14. Jh. Gegenstimme zum Tenor, zunächst in gleicher Lage wie dieser, dann auch als Stimme über oder unter dem Tenor Isorhythmie: abschnittsweise Wiederholung einer rhythmischen Struktur bei wechselnden Tonhöhen, Gestaltungsprinzip in Motetten des 14./15. Jhs. besonders in Tenor und Contratenor Mercator can(tat): Ecce merces optime prospice nitorem hec tibi conveniunt ad vultus decorem hec sunt odorifere quas si comprobaris corporis flagrantiam omnem superabis Textübertragung: Maria Magdalena: Kaufmann, schaffe Spezereien herbei, die ich für teures Geld kaufen will – ich bezahle bar – und was du sonst noch an wohlriechenden Essenzen hast! Möchte ich doch meinen schönen Leib von Kopf bis Fuß salben! Salbenkrämer: Sieh doch, alles beste Ware! Beachte den Glanz der Farben! Diese Ware hilft dir, dein Gesicht zu verschönern. Hier sind die Essenzen! Wenn du sie erprobst, wird dein Körper unübertrefflich duften. 08 analyse epochen der musikgeschichte: mittelalter Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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