Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

239 Geistliche und weltliche Musik Nur das „Gebet in Tönen“, die geistliche Musik, war im Mittelalter „offiziell anerkannt“. Den- noch war die Musikpraxis dieser Epoche sehr farbenreich. Dies belegt der folgende Analyseteil mit einer exemplarischen Werkauswahl, die von der Praxis des Organum und dem ersten komplett vertonten Messordinarium bis zur weltlich anmutenden Musik eines Osterspiels und einer kunstvollen Liebeswerbung im „Vogelruf-Virelai“ reicht. „Viderunt omnes“ − Beispiele zur Organum-Praxis (um 1200) Das erste Beispiel ist ein gregorianischer Choral aus dem Graduale Romanum, dem Choral- buch der katholischen Kirche. z zugang zur musikpraxis Übertragen Sie die Tonhöhen des gregorianischen Chorals im Textabschnitt „Viderunt omnes“ in moderne Notenschrift (bei übereinander stehenden Noten wird zuerst die tiefe gesungen). Das Zentrum der Organum-Komposition bildete die Schule von Notre Dame. Erste Kompo- nisten-Namen werden überliefert: Leonin, optimus organista (= bester Organum-Schreiber) und Perotin, optimus discantor (= bester Schreiber von Gegenstimmen lat. discantus ). Hören Sie „Viderunt omnes“ in den Fassungen von Leonin und Perotin und versuchen Sie zunächst die Töne des Chorals zu verfolgen. Konzentrieren Sie sich beim zweiten Hördurchgang auf die Linien der Oberstimme. Beschreiben Sie Ihre Höreindrücke. z am notentext Erläutern Sie, wie Leonin und Perotin den gre- gorianischen Choral verwenden. Wie sind die Oberstimmen bei Perotin aufgebaut? z zusammenführung Gotische Kathedralen haben einen langen dif- fusen Nachhall und dämpfen Frequenzen ober- halb von 3500 Hz sehr stark. Dieser Nachhall wurde in den Aufnahmen der Organa künstlich simuliert. Beschreiben Sie die Wirkung der Musik und beziehen Sie Ihre Erkenntnisse aus der Beschäftigung mit dem Notentext ein. Textübertragung (Ps. 97, 3–4): Sie sahen alle Enden der Welt unseren Herrn grüßen. Freut euch des Herrn, alle Welt. Ligatur (von lat. ligatura = „Band, Verbin- dung“) bezeichnet die Verbindung zweier oder mehrerer Noten in einem zusammenfassenden Zeichen. In moderner Notation werden Ligaturen mit Klammern über den entstehenden Noten angezeigt. III, 41 III, 42 i8d5fs Noten Viderunt omnes Kirchenfenster in Notre Dame, Paris III, 40 08 analyse epochen der musikgeschichte: mittelalter Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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