Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

237 15. Jh. 13.–15. Jh. Mensurstriche, um das gleichzeitige Zusammen- spiel mehrerer Stimmen in Partituren besser notieren zu können Mensuralnotation: Notation einzelner Notenwerte, da- durch auch Möglichkeit, rhythmisch selbständige Stimmen übereinander aufzuschreiben (lat. mensura = Länge, Maß) 1280 Beschreibung der schwarzen Mensuralnotation durch Franco von Köln Aus der schwarzen Mensuralnotation mit ausgefüllten Notenköpfen entwickelt sich die weiße Mensuralnotation: Tabulatur als Möglich- keit, mehrere Stimmen auf einem Instrument darzustellen Mitwirken von Instrumenten Der bedeutende Kirchenlehrer Augustinus (354−430) hatte den Gebrauch von Instrumenten im Kirchenraum verboten. Wahrscheinlich haben Instrumente (insbesondere die Orgel) des- halb erst allmählich bei frühen Formen der Mehrstimmigkeit im kirchlichen Rahmen mitge- wirkt und zum Beispiel Vokalstimmen verstärkt. Schulen und Stile Die Notre-Dame-Epoche , benannt nach der Pariser Kathedrale (1163–1345 erbaut), setzte etwa gleichzeitig mit dem Aufkommen des gotischen Baustils ein. Erstmals in der Musikge- schichte wurde hier ein Notationssystem entwickelt, das die genaue rhythmische Zuordnung gleichzeitig erklingender Töne ermöglichte (Modalrhythmik, mit 6 verschiedenen Modi). Da- mit konnte man über die Zweistimmigkeit hinausgehen. Die beiden Hauptvertreter der Epo- che, Leonin und Perotin, schrieben drei- und vierstimmige Organa von vorher nicht gekannter Länge und Klangfülle . In der nachfolgenden musikhistorischen Epoche der Ars antiqua (lat. = alte Kunst, etwa von 1240–1310) wurde die Motette zur zentralen Gattung. Wie der Name (frz. le mot = das Wort) andeutet, war hier der Text entscheidend. Zunächst waren die Texte nur geistlich, später wurden auch weltliche Texte, teilweise sogar erotischen Inhalts, in Musik gesetzt, und die Motette wurde zur ersten Gattung mit komplexer Mehrstimmigkeit im Bereich der weltlichen Musik. : Eine originelle mehrstimmige Form war der Hoquetus (frz. = Schluckauf). Erläutern Sie den Begriff nach dem Höreindruck. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts begann eine Zeit des Umbruchs, nicht zuletzt wegen der hereinbrechenden Pestkatastrophe (1349), die ein Drittel der Bevölkerung Europas dahinraff- te. Es kam zu einer verstärkten Frömmigkeit mit ausgedehnter Reliquienverehrung und gro- Josquin des Préz: Agnus Dei II „Es una voces tres“ (Proportionskanon) aus der Missa L’homme armée, gedruckt 1502 Orgeltabulatur aus dem Buxheimer Orgelbuch, um 1460 Die Orgel , ursprünglich ein römisches Arena-Instrument, fand nun in der Kirche ihren Platz und wirkte zunächst mit wenigen Tönen beim Organum mit. Häufig wurde sie auch an der Seitenwand des Kirchenschiffs angebaut, wie diese sog. „Schwalbennest-Orgel“ in Sion (Schweiz, 1435), die älteste spielbare Orgel Europas. III, 39 08 basis epochen der musikgeschichte: mittelalter Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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