Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

233 Zu Beginn des 12. Jahrhunderts wurden die ersten Universitäten gegründet. Die Lehren der Kirche dominierten das Wissenschaftsbild, das sich in die Septem Artes Liberales gliederte, mit denen sich ein „freier“, d. h. mit allen Grundrechten ausgestatteter Bürger beschäfti- gen konnte. Musik gehörte als ars (lat. = Kunst, Wissenschaft) zum Quadrivium. Aufgrund dieser universitären Bedeutung der Musik beschäftigten sich Gelehrte mit ihr. In Traktaten (= Abhandlungen) über Musik reflektierten sie das Wissen ihrer Zeit und dokumentierten die mittelalterliche kirchliche Musik − nur diese galt als überlieferungswürdig. Diese Musik wäre, wie weite Bereiche der weltlichen Musik, ansonsten in Vergessenheit geraten. Die Bewahrung des Wissens und die Vermittlung von Bildung und Erziehung geschahen pri- mär in den Klöstern. Klösterliche Sängerschulen (lat. = schola cantorum ) bildeten auch für das Musizieren im Gottesdienst aus. In den Klosterbibliotheken wurde das antike Schrifttum aufbewahrt und in den Schreibschulen vervielfältigt. Auf diese Weise wurden auch Musik- schriften der Griechen und Römer überliefert. : „Alle Macht kommt von Gott.“ – Nehmen Sie Stellung zu dieser Aussage und beziehen Sie Sachverhalte aus den voranstehenden Informationen ein. Diskutieren Sie die Konse- quenzen für den Einzelnen, für das gesellschaftliche Leben und die gelebte Musikkultur. Stellen Sie Ihre Ergebnisse grafisch dar. Das Mittelalter war voller Klang: Bettler machten durch Musik auf sich aufmerksam. Umher- ziehende Spielleute, die auf der sozialen Skala weit unten standen, musizierten in Wirtshäu- sern und Badestuben, bei Festen und Turnieren. Turmbläser signalisierten musikalisch Tages- zeiten und besondere Ereignisse, Herolde kündigten Nachrichten musikalisch an, Mönche und Nonnen sangen bei Stundengebeten und in der Messe. Für die weltliche Musizierpraxis darf jedenfalls die Existenz einer rhythmisch und klanglich lebendigen Instrumentalmusik vermutet werden. Hierfür sprechen insbesondere Instrumente wie Dudelsack oder Drehleier (mit Bordun- und Melodiespiel) und eine Fülle weiterer klangvoller Instrumente, die aus der Epoche belegt sind. Auch Lieder wurden auf Instrumenten be- gleitet. Der Adel lebte auf seinen Burgen. Kampfesstark und edel, ritterlich gegenüber Schwächeren, christlich, höflich etc. zu sein, waren erstrebenswerte „ritterliche“ Tugenden. Auch die Musikausübung zählte zur adeligen Kultur. Die Kunst der süd- französischen „Troubadours“ lebte gegen Ende des 11. Jahrhun- derts auf. Der in Süddeutschland aufkommende Minnesang (ab 1150), eine kunstvolle Liebeslyrik, war Teil des Minnedienstes, der stilisierten Verehrung tugendhafter Frauen. Weitgereiste Sänger waren gern gesehene Gäste auf den Höfen und Burgen, berichteten sie in ihren Liedern doch auch von wichtigen Er- eignissen, z. B. von den Kreuzzügen. Bedeutende Minnesänger im südlichen deutschsprachigen Raum waren um 1200 Wolfram von Eschenbach und Walther von der Vogelweide (s. S. 224). : Das Bild links zeigt den Dichter und Minnesänger Heinrich Frauenlob (1250/60−1318). Ordnen Sie die Instrumente Trommel, Flöte, Schalmei, Fidel, Psalterium, Sackpfeife zu. Septem Artes Liberales (lat. = sieben freie Künste oder Wissenschaften) › Trivium (Grundkurs): Grammatik − Rhetorik − Dialektik (= Sprachwissen- schaften) › Quadrivium (Oberkurs): Mathematik − Geometrie − Astronomie − Musik (= Zahlenwissenschaften) Mittelalterliche Zahlensymbolik 3 = Trinität Gottes 4 = Himmelsrichtungen sowie Elemente Erde, Feuer, Wasser, Luft 7 = Vollendung der Schöpfung; Gott und die Welt Aus der Großen Heidelberger Liederhandschrift (Codex Manesse), 14. Jh. 08 basis epochen der musikgeschichte: mittelalter Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=