Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

ZEITLEISTE Erfolgsgeschichte Orpheus-Mythos 230 Mythologie und Musik Der Mythos von Orpheus beschreibt die Wirkung von Musik. Nach der Sage verstand es Orpheus, mit seinem Gesang und Kitharaspiel jeden zu bezaubern, der ihn hörte, sogar Tiere. Als seine Frau Eurydike an einem Schlangenbiss verstarb, betörte er auch die Götter der Unterwelt mit der Schönheit seines Gesanges in einer Weise, dass sie Eurydike aus dem Totenreich auf die Erde zurückkehren ließen. : Recherchieren Sie das sich am Textende bei Vergil andeutende dramatische Ereignis. 1600 1762 1607 Jacopo Peris Euridice ist (nach ersten Versuchen der Wiederbe- lebung antiker Theaterkunst in der italienischen Renaissance des 16. Jhs.) eine der ersten erhaltenen Opern. Mit Orfeo ed Euridice (s. S. 289f.) leitet Christoph Willibald Gluck in Wien seine Opernreform ein, in der er die Gattung Oper im Zeichen einer neuen Natürlichkeit von den Auswüchsen vokaler Virtuosi- tät befreit und die formale Starrheit der Barockoper durchbricht. Der Orpheus-Mythos ist das älteste Zeugnis von der übermenschlichen Wirkung und Macht, die von Musik ausgehen kann. Orpheus fühlte sich den Musen und dem Gott Apollo verbunden und stand damit im Gegen- satz zum Dionysos-Kult, der wilden und rausch-haften Spielart von Musik und Tanz. Gerade an diesem Mythos lässt sich der Nachhall griechischer Kultur bis in die Neuzeit belegen, auch im Bereich der Musik. Claudio Monteverdi kompo- niert das älteste, heute noch gespielte Opern-Meisterwerk: L’Orfeo (s. S. 285). Aufführung der Oper Orfeo ed Euridice von Ch. W. Gluck im Opernhaus Bonn, 2006 Der Orpheus-Mythos bei Vergil (70–19 v. Chr.): Er aber schlug, sein krankes Herz zu trösten, die Leier, dich, sein holdes Gemahl, dich sang er, einsam am Strande, dich, wenn der Tag sich erhob, sang dich, wenn er scheidend sich neigte; selbst zum höllischen Schlund, durch Plutos ragende Pforte und zum Haine, den Angst und Grausen düster umschauert, drang er, tief zu den Manen hinab, zum furchtbaren Herrscher, Herzen, die nimmer verstehn, sich menschlicher Bitte zu beugen. […] Staunend horchte sogar das Reich des Todes, der tiefste Tartarus, lauschte der Chor der Erinyen, bläuliche Schlangen blähend im Haar, auch Kerberus hielt vor Staunen sein dreifach Maul weit auf, still ruhte der Wind und das Rad des Ixion. Schon ging Orpheus zurück, entronnen jeglicher Fährnis, und Eurydike stieg erlöst empor zu des Tages Lüften hinter ihm drein, − so wollte Proserpinas Vorschrift −, da überfiel urplötzlich den Liebenden, bar aller Vorsicht, Wahnsinn, verzeihlicher […] Vergil, Georgica 08 basis epochen der musikgeschichte: altertum und antike Nur zu u Prüfzwecken – Eigentum des s Verlags öbv

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