Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

219 Wirkungen von Musik Musik löst psychische und physische Wirkungen aus. Sie kann z. B. beruhigen und entspannen oder anregen und wach machen, und auch zur Bewegung verleiten. Dabei stimuliert Musik vor allem das vegetative Nervensystem (u. a. Herzschlag, Atmung), von dem die Grundbe- findlichkeit unseres Organismus abhängt. Sie kann hier aktivieren oder dämpfen. Manche Wirkungen der Musik werden von vielen Menschen ähnlich erlebt, wobei die in der folgenden Tabelle beschriebenen Faktoren eine große Rolle spielen. Struktur und Wirkung von Musik ergotrop (aktivierend) Musik wirkt durch trophotrop (dämpfend) groß, stark, schwankend Lautstärke gering, eher konstant schnell, stark verständlich Tempo langsam, eher konstant groß Tonumfang gering hoch Informationsdichte niedrig Dennoch wirkt Musik keinesfalls auf alle Menschen gleich: Manche reagieren stärker auf Musik als andere, und viele haben auch gelernt, bei Musik, die im Alltag unwillentlich auf sie einströmt, „wegzuhören“. Wirkungen der Musik können auch sehr individuell und ein Er- gebnis früherer Lernprozesse sein. So wird man sich Musik, mit der man vertraut ist (evtl. Melodien aus der Kindheit, im Jugendalter erlebte Musikrichtungen und Hits), spontaner öffnen als unvertrauter Musik. Manche Wirkungen von Musik verordnen wir uns selbst: In musikalischer Regression gleiten wir mit Hilfe passender Musik aus der Realität in die angenehmen Zustände eines früheren (positiven) Erlebens zurück. Das Musikhören kann hier zu einer Art von Tagtraum werden und Musik zu einer Gegenwelt, ja sogar zu einer Droge. : Stellen Sie acht möglichst unterschiedliche Musikbeispiele in Ausschnitten von jeweils ca. 90 Sek. für ein Gruppenexperiment zusammen. Ordnen Sie die Musikbeispiele in Ihrer Wirkung der oben stehenden Tabelle individuell zu. Vergleichen Sie die in der Gruppe vorgenommenen Zuordnungen. : Versuchen Sie zu benennen, wie die Gestaltungsmittel der Musik auf die jeweilige Wirkung Einfluss nehmen. : In verschiedenen Lebensbereichen wird die Wirkung von Musik gezielt zur Verhaltens- stimulation eingesetzt. − Schildern Sie Beispiele und diskutieren Sie wünschenswerte, unerwünschte oder missbräuchliche Verhaltenssteuerung durch Musik. Die Musiktherapie setzt Mittel und Wirkungen der Musik für die Behandlung psychischer Probleme ein. Sie ist eine spezielle Methode, die in Zusammenarbeit mit der Psychotherapie und meist im klinischen Bereich angewendet wird. Musiktherapie will Patienten durch ak- tives Musizieren positiv stimulieren. Durch Hören von Musik sollen Kommunikationsbereit- schaft, Empfindungen und Genussinteresse der Patienten neu angeregt werden, wenn diese Bereiche durch Schocks oder Traumata im Leben beeinträchtigt wurden. : „Sprechen“ Sie auf Instrumenten (z. B. Fellinstrumente) miteinander. Gehen Sie dabei (ohne vorherige Absprache) von typischen Rollen aus, die zwischen Gesprächspartnern vorkommen können. Beginnen Sie mit einem Zwiegespräch – die Zuschauer protokollie- ren, was passiert. Nach jedem kurzen Gespräch können die Rollen gewechselt werden. Messverfahren für die physiologi- sche Wirkung von Musik EEG (Elektroenzephalogramm): gibt Aufschluss über die Aktivität der Nervenzellen in verschiedenen Gehirnbereichen EKG (Elektrokardiogramm): misst die Aktionsströme des arbeiten- den Herzens Atemmanschette: ein um die Brust gelegter Ringschlauch misst Tiefe und Häufigkeit der Atmung PGR (psychogalvanischer Haut- reflex): Elektroden an den Hand- innenflächen messen Veränderun- gen durch Schweißabsonderung Fingeroszillogramm: eine um den Finger gewickelte Plastikman- schette misst die Durchblutung der Gefäße Alle Daten werden im Computer aufgezeichnet, in Diagrammen vergleichbar dargestellt und aus- gewertet. TIPP Der nebenstehende Impuls zielt nicht auf einen musiktherapeu- tischen Selbstversuch! Er lenkt aber die Aufmerksamkeit auf die Dimension der Kommunikation mit Klängen und auf die Möglich- keit, musikalischen Austausch als Modell für allgemeine Kommuni- kation zu begreifen. Die „Klangwiege“ ist ein Beispiel für ein speziell konstruiertes, therapeutisch orientiertes Musikinstrument (im Bild re.: José Carreras). 07 musikalisches verhalten und lernen basis Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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