Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

Raumakustik Musikhören und -erleben hängen von der Ausführung der Musik und der Rezeption durch den Zuhörer ebenso ab wie von der Raumakustik . In Konzertsälen oder Theatern sollen auch leise Schallereignisse von Podium oder Bühne noch in den hintersten Sitzreihen gut hörbar sein. In großen Hallen und Arenen spielt die Raumakustik eine eher untergeordnete Rolle, weil Musik und Sprache mittels Mikrofon, Mischpult, Verstärker und Lautsprechertürmen (zu- sammengefasst unter der Bezeichnung PA = Public Access ) elektronisch verstärkt werden. Die Planung der Raumakustik verbindet Materialwissen mit viel Erfahrung, da schon beim Bau die Raumform, die Materialien von Decken, Wänden und Fußböden, aber auch die Dämpfung durch Sitze und Publikum einkalkuliert werden müssen. Einrichtungen zur Klang- verstärkung und Raumbeschallung ergänzen heute die Raumakustik, um eine gute Sprach- verständlichkeit sowie eine annähernd gleiche Hörqualität auf allen Plätzen im Raum zu gewährleisten. Wesentliche Kriterien der Raumakustik sind das Raumvolumen selbst, die Schallreflexion (Nachhallzeit) und die Verstärkung oder Unterdrückung von Frequenzen im Raum. Die Nach- hallzeit kann zwar in Millisekunden gemessen, doch nur subjektiv bewertet werden: › Kirchenräume haben in der Regel sehr lange Nachhallzeiten. Romanische Kirchen unter- stützen die Sprachverständlichkeit des gesungenen Wortes, während gotische Kirchen (vgl. S. 239) die Ortung von Klängen verschleiern und sie gleichsam „überirdisch“ schwe- bend wirken lassen. › In Opernhäusern muss der Gesang auf der Bühne bis in die letzten Reihen getragen wer- den. Die Musik aus dem Orchestergraben muss hörbar sein, darf den Gesang aber nicht übertönen. › Konzertsäle müssen ebenso wie Mehrzweckhallen verschiedenartigen Ansprüchen durch eine verhältnismäßig neutrale Akustik gerecht werden. Für Musikaufnahmen spielen raumakustische Gegebenheiten eine entscheidende Rolle. Bei klassischer Musik versucht man, den originalen Hall des Aufnahmesaales mit aufzuneh- men. Populäre Musik und Sprache werden i. d. R. in Tonstudios mit „trockener“ Akustik (= sehr geringer Nachhall) aufgenommen – Halleffekte werden später hinzugefügt. : Verabreden und proben Sie in der Gruppe ein kurzes Stück mit Stimmklängen. • Gehen Sie z. B. vom Ton d aus und variieren Sie die Parameter Dynamik, Rhythmik, Klang, Artikulation. 196 Der „Goldene Saal“ der Gesellschaft der Musikfreunde („Musikverein“) in Wien 06 basis technik und wirtschaft Klingende Musik ist vom technischen und künstlerischen Fortschritt, aber auch von gesell- schaftlichen und wirtschaftlichen Faktoren abhängig. So ermöglichte die Erfindung des Notendrucks am Beginn des 16. Jahrhunderts auch die Verbreitung von komponierter Musik. Im 20. und 21. Jahrhundert führten bahnbrechende Erfindungen im Bereich der Musikauf- zeichnung zu einer weitgehenden Veränderung des Musikmachens und -hörens: Klingende Musik wurde aus dem direkten Kontakt von Künstler und Rezipienten gelöst und im Beziehungsfeld von Produktion, Distribution (= Verbreitung) und Rezeption verstärkt zum Handelsgegenstand und ästhetischen Massenphänomen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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