Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

190 Filmmusik Mit der Entwicklung des Films im 20. Jahrhundert entstand für die Musik ein neuer Anwen- dungsbereich. Im Stummfilm wurde Musik „live“ zur Vorführung gespielt, in manchen Kinos mit Klavier, in anderen mit einer Kinoorgel und sogar kompletten Orchestern. Der Ende der 1920er-Jahre sich entwickelnde Tonfilm orientierte sich teilweise an der roman- tischen Opernmusik und wies der Musik neue Aufgaben zu: › Stimmungen von Szenen einfärben und zuspitzen, › Bewegungen unterstreichen, › zwischen verschiedenen Szenen überleiten und Zusammenhänge schaffen, › durch Leitmotive die Erinnerung des Zuschauers an bestimmte Inhalte wachrufen. Wie der Film selbst entwickelte auch Filmmusik ein großes Spektrum an Formen, Funktionen und Bedeutungen. Die folgenden Betrachtungsdimensionen bieten zugleich wichtige Grund- lagen für die Analyse von Filmmusik. Auftreten von Filmmusik: › On-screen – bildimmanent: z. B. Pianist tritt im Filmgeschehen auf. › Off-screen – nicht bildimmanent: z. B. Begleitung eines Überlebenskampfes auf hoher See mit dramatischer sinfonischer Orchestermusik. : Nennen Sie prägnante Beispiele für den Einsatz dieser Möglichkeiten. Ästhetische Orientierungen von Filmmusik Filmhandlung, Dramaturgie: Die Musik soll filmische Dramatik unterstützen und den Zu- schauern den emotionalen Zugang zur Handlung erleichtern. Sie wird dabei vornehmlich begleitend, als Hintergrund erlebt. – Beispiele: „Fluch der Karibik“ (2003, M.: Klaus Badelt), „Inception“ (2010, M.: Hans Zimmer) Hans Florian Zimmer (*1957) ist einer der erfolgreichsten deut- schen Filmkomponisten. Für die Musik zu dem Disney-Film „König der Löwen“ erhielt er den Oscar, den Golden Globe und den Emmy Award für die beste Filmmusik. Zimmer ging 1980 nach Hollywood und entwickelte mit dem soge- nannten „Wall-to-Wall Score“ für den Film „Backdraft“ ein völlig neues Filmmusik-Konzept für Action-Filme. Die entscheidende Neuerung ist die großflächige Un- terlegung nahezu des gesamten Filmes mit Musik. 1894 1895 1927 1905 1929 1908 1919 ZEITLEISTE Film und Filmmusik erste öffentliche Filmvorführung in Manhattan erste öffentliche Filmvorführung in Europa (Brüder Lumière in Paris – musikalische Untermalung vom Klavier) Camille Saint-Saëns schreibt für Die Ermordung des Herzogs von Guise die erste Originalfilmmusik. Erster Tonfilm, in dem nicht nur gesungen, sondern auch gesprochen wird: The Jazz Singer ; der Song Mammy , von Al Jolson (1886–1950) interpretiert, erscheint zeitgleich als Schallplatte. Eröffnung des ersten „Nickel-Odéon“ (Eintritts- preis: 1 Nickel = 5 Cent) in Pittsburgh (USA) mit Live-Musik Handbuch für Stummfilm- Pianisten: What and How to Play for Pictures Erster Tonfilm in Deutschland Melodie des Herzens (in der Hauptrolle Willy Fritsch) – Ablösung des Stummfilms in wenigen Jahren Der Kinokapellmeister Giuseppe Becce (1877–1973) veröffentlicht mit seiner „Kinothek“ eine Sammlung flexibel einsetzbarer Begleitmusik für Filme. Giuseppe Becce (Mitte) 05 basis aufführungspraxis Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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