Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

19 Und doch ist hier keine reine Volksmusik zu hören: Bartók schrieb für großes Orchester, das neben Holz- und Blechbläsern sowie den Streichern mit zahlreichen Schlaginstrumenten, Harfe und sogar Klavier besetzt ist. Damit konnte er dem festli- chen Anlass für das Werk – der 50-jährigen Wiederkehr der Gründungsfeier der Stadt Budapest – repräsentativ entsprechen. z weiterführende interpretation Analysiert man die Stellung dieses Satzes innerhalb des sechssätzigen Gesamtwerkes, so stellt sich heraus, dass die Sätze 1–5 jeweils einen anderen Tanztyp aufgreifen, die im abschließenden Finale teilweise noch einmal zu hören sind. Die Sätze sind jeweils durch ein Zwischenspiel verbunden – der bereits im 3. Satz festgestellte Reihungscharakter der Musik liegt also auch der „Tanz-Suite“ insgesamt zugrunde. Stellen Sie das Typische einer Suite (s. S. 269) fest und erläutern Sie, worin das Besondere des 3. Satzes der „Tanz-Suite“ besteht. „Musik als Völker verbindendes Symbol“ Vollziehen Sie die folgende weiterführende Interpretation nach und erläutern Sie den Gedanken auch mit eigenen Worten: Das 19. Jahrhundert brachte das Bekenntnis zur eigenen Nationalität, die Bartók zusam- men mit anderen Künstlern und Komponisten auch für Ungarn unterstützte. In seiner Autobiografie schreibt er: „Es galt, in der Musik etwas spezifisch Ungarisches zu schaffen.“ Der Nationalismus wurde aber, wie man heute weiß, alsbald auch zum Chauvinismus, der zum Krieg führte. Vielleicht ist es deshalb ein weitsichtiges und sensibles Zeichen, dass Bartók in der hier untersuchten Musik die Melodien und Rhythmen mehrerer, und zwar auch weit entfernter Völker nebeneinander gelten lässt. Die Musik wird hier ebenso zu einem Zeichen nationaler Eigenheit und Kraft wie zu der Botschaft, dass sich Völker friedlich begegnen können. Reflektieren Sie Ihre Erfahrungen bei den vorangegangen Analysen und setzen Sie sie mit den folgenden Reflexionen von Karlheinz Stockhausen in Beziehung: Wir haben ein Verhältnis zur Musik erreicht, das sehr oberflächlich geworden ist. Sie wissen ja, dass die Tendenz schon seit einiger Zeit dahin geht, Musik solle eigentlich nur zur Unterhaltung dienen und nicht etwa dazu, eine Kunst zu lernen, zum Beispiel die Kunst, zu hören. […] Immer schon gab es in der Kunstmusik viel mehr zu hören, als man hören konnte. Es gehört sogar wesentlich zur Kunstmusik, dass in einem Werk mehr geschieht, als man im Moment des Hörens bewusst wahrnehmen kann. […] Es hat Zeiten gegeben, in denen die Kunst des Hörens nur für bestimmte Menschen einübbar und ständig trainierbar war, weil nur diese Menschen Zugang zu musikalischen Aufführungen hatten. Das ist aber – Gott sei Dank − heute anders. Karlheinz Stockhausen, 1969 01 musik wahrnehmen, beschreiben, erklären analyse Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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