Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

184 Unterhaltung zwischen Kunst und Kommerz Seit dem späten 19. Jahrhundert waren musikalische Revuen in den USA ebenso beliebt wie in den europäischen Metropolen Paris und London. Diese Bühnenshows mit zugkräftigen, aber nicht zusammenhängenden Musiknummern entwickelten sich – auch in Konkurrenz zum Stumm- und dann Tonfilm – allmählich zu „Musical Comedies“, musikalischen Bühnen- stücken mit durchgehender, oft ausgesprochen komödiantischer Handlung. Oscar Hammerstein II. – ein begnadeter Bühnenautor – unternahm den Versuch, diese frühe Form des Musicals mit ernsthafteren Stoffen zu kombinieren. In „Show Boat“ hatte er die gleichnamige Novelle Edna Ferbers für die Bühne bearbeitet. Mit Hammerstein und dem Komponisten Jerome Kern fand der Broadway sein erstes Erfolgsduo für das Musical. Doch die Weltwirtschaftskrise verhinderte zunächst den Aufstieg der Form. Erst die American Folk Opera „Porgy and Bess“ von George Gershwin (siehe auch S. 366) schlug wirklich ein und bereitete dem Musical den erhofften Erfolg. Die typische Form des amerikanischen Musik- theaters war etabliert: › In den 1940er-Jahren jagt ein Erfolg den nächsten: „Oklahoma“, „Carousel“, „On the Town“, „Annie Get Your Gun“ oder „Brigadoon“. › In den 1950er-Jahren bauen die Musicals zunächst auf der bewährten Form auf. Neue musikalische Impulse wie Rhythm’n’Blues oder Rock’n’Roll finden noch lange Zeit keinen Eingang in die „saubere“ Welt des Musicals. Ende des Jahrzehnts feiert Leonard Bernstein mit seinem Musical „West Side Story“ einen Welterfolg. › Erst das Ende der 1960er-Jahre bringt mit dem Musical „Hair“ wirklich Neuerungen. Musika- lisch hat nun die aktuelle Musik Einzug gehalten und inhaltlich greift das Musical – so wie in seiner Frühzeit – wieder Gesellschaftskritik auf. Songtypen im Musical Musik: Im Musical werden vornehmlich Liedformen verwendet, die für eine klare psychologi- sche Struktur und den Aufbau des Spannungsbogens verantwortlich sind. Song: In der Art eines gefälligen Schlagers soll er dem Zuschauer sofort ins Ohr gehen und ihn glauben machen, er könne ihn gleich mitsingen. Inhaltlich ist er für das Stück ohne große Bedeutung, da er nur das illustriert, was sowieso bekannt ist. Als Auskopplung dient der Song oft dem Marketing. Ballade: Meist wird sie als inniges Liebeslied gestaltet, in dem der Held und/oder die Heldin ihr Gefühl beschreiben oder von einem besseren Leben träumen. In einer Ballade können die Hauptpersonen auch ein Selbstgespräch führen, um sich mit ihrem bisherigen Leben auseinanderzusetzen. Rhythm Song : Ein klar konturierter Rhythmus signalisiert Dramatik und Aktion. Mit dieser Form können dramatisches Tempo und Spannung wieder verschärft oder eine Ballettszene oder größere Ensemblenummer eingeleitet werden. Comedy Song: Jedes Musical benötigt mindestens eine lustige Nummer. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: den Comedy Song, bei dem eine Pointe die nächste vor sich her treibt, oder den Song, in dem alles auf eine Schlusspointe hinausläuft. Beide sind sehr gut dazu geeignet, Nebenpersonen in den Vordergrund treten zu lassen. Charm Song: Diese Liedform soll das Publikum verzaubern und kann einzelne Wesenszüge der Charaktere herausstellen. Musik und Text sind meistens optimistisch und gefällig. „Starlight Express“, 2013 05 basis aufführungspraxis Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=