Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

168 3) Interpretation Vladimir Horowitz (Aufnahme 1935) III, 11 › Ordnen Sie folgende Beschreibungen den Interpretationen 1 – 3 zu und begründen Sie Ihre Zuordnung. A B C Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich die gesamte „Klavierlandschaft“ grundlegend geändert: In Klavierwettbewerben wurde nun dem Aspekt der technischen Ausführung größte Bedeu- tung beigemessen. Die verbesserte Aufnahmetechnik setzte weitere Maßstäbe, da jede Un- ebenheit und jeder Fehler klar zu hören war. In der Folge wurde die Sicherheit des Spiels zum primären Kriterium – oft auf Kosten von Spontaneität und Freiheit der Interpretation. 4) Interpretation Claudio Arrau (1980) III, 12 › Beschreiben Sie selbst diese Interpretation und ihre Wirkung. › Vollziehen Sie die folgende Analyse nach: z zusammenführung Belegen Sie an den vier Interpretationen die Möglichkeiten für Interpreten, ein gegebe- nes Werk individuell zu gestalten. Welche der Interpretationen hat Sie am meisten angesprochen, aus welchen Gründen? Warum entstehen immer wieder Neuaufnahmen bekannter Werke? Finden Sie Gründe. Raoul Pugno (1852–1914) war Pianist, aber auch ein einflussrei- cher Klavierpädagoge, Organist, Chorleiter und Komponist. In seiner Jugend war er selbst noch von einem Schüler Chopins unterrichtet worden. Von ihm stammt eine einst viel benutzte Chopin-Notenausgabe. Der russische Pianist Vladimir Horowitz (1903–1989) war einer der größten Klaviervirtuosen des 20. Jahrhunderts. Claudio Arrau (1903–1991) bekam bereits im Alter von 10 Jahren ein Stipendium und verließ seine Heimat Chile, um in Berlin zu studieren. Er nahm als einer der ersten Pianisten Gesamtwerke verschiedener Komponisten auf. Das rasche Tempo dieser Einspielung unterstreicht die Leichtigkeit und Eleganz des Spiels durch ein perlendes non-legato, das die schnellen Passagen der rechten Hand klar und nuanciert darzustellen vermag. Damit folgt die Interpretation der von Chopin-Schülern überlieferten Spielweise, die eine Balance zwischen interpretato- rischen Details, beispielsweise subjektiven Hervorhebungen einzelner Stellen, und einer Gesamtschau auf das Werk (Grundstimmung, Form) favorisiert hat. Die historische Aufnahme lässt hinter den technisch bedingten Wiedergabege- räuschen ein sehr hohes Tempo erkennen, das überraschend wenig variiert wird. Die Aufnahme (?) vermittelt wenig Dynamik-Schattierungen. Der Sostenuto-Teil wird vergleichsweise langsam interpretiert, die Akkorde werden dem damaligen Geschmack entsprechend gebrochen. Diese Interpretation stellt die klaviertechnisch überragende Bewältigung des No- tentextes und das hohe pianistische Können zur Schau, vielleicht auf Kosten der zarteren und poetischen Nuancen. Selbst in den schnellen Passagen wird das Tempo mitunter noch erhöht. Von Claudio Arrau hören wir ein klanglich opulentes Klavierspiel, das bei vergleichs- weise langsamem Tempo vor allem der deutlichen Realisierung jeder Note zu dienen scheint, auch der Bassnoten. Die moderne Mikrofontechnik hält jede Kleinigkeit klar fest. Die Balance zwischen Diskant und Bass hat sich zugunsten des Basses verscho- ben. In der Pedalisierung weicht Arrau von den Vorschriften Chopins ab. 05 analyse aufführungspraxis Nur zu Prüfzwecken t r t r – Eigentum des Verlags t r t r öbv

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