Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

163 : Diskutieren Sie diese Aussagen im Hinblick auf die Philosophie von Musik sowie den Zusammenhang von Komposition und Rezeption (s. S. 212). Interpretation Alle notierte Musik bedarf der Interpretation (lat. interpretatio = Erklärung, Deutung, Über- setzung), der klingenden Realisation einer Komposition. Bindender Ausgangspunkt sind die Details des Notentexts, deren Sinn die Interpreten (nach allgemeiner Auffassung) entschlüs- seln und klingend mitteilen sollten. Doch auch bei differenziert notierten Kompositionen verbleiben Interpretationsspielräume und damit Möglichkeiten für die Interpreten, dem Pu- blikum eine individuelle Sicht auf das Werk mitzuteilen. Notation gibt also nie die „ganze klingende Musik“ wieder. Eine wichtige Inspiration für die Interpretation überlieferter Musik stellt die Kenntnis der historischen Aufführungspraxis dar, die sich z. B. mit der Art und Bauweise der Instrumente, Artikulation, Finger- und Bogenvibrato bei Streichern, Ausführung von Verzierungen oder Realisation des Generalbasses beschäftigt. Eine Note ist eine Note! Ich habe niemals eine Note geschrieben, die keinen Sinn gehabt hätte! Erik Satie Komponieren ist: in Tönen und Rhythmen denken. Alles Denken besteht im Wesentlichen darin, die Dinge (Begriffe etc.) zueinander in Beziehung zu bringen. Arnold Schönberg Musik ist nur ein Geräusch, bis sie einen empfänglichen Geist berührt. Paul Hindemith Die heutige Mode, alles erklären zu wollen, alles zu pädagogischen Zwecken zu benutzen, unterstützt natürlich auch die intellektuelle Wahrnehmung von Musik. Das heißt nicht, dass wir heutzutage mehr fähige Menschen hätten, die über das Intellektuelle hinaus musikalische Qualität wahrnehmen könnten; denn das verlangt ja noch zusätzlich einen besonders entwickelten Sinn, den man auch ständig üben muss, um Grade von Schönheit, Vollkommenheit, Originalität, Gedanken- und Phantasiereichtum in einem Werk zu erkennen. […] Wenn nach gemeinsamem Hören der Eine sagt, er habe das Werk „schön gefunden“, und der Andere, es sei „zu simpel“, und der Dritte, er fände es „zu lang“ − und so weiter −‚ so bedeutet das nichts anderes, als dass Hörer ihre Visitenkarten austauschen, sich selbst beschreiben, ihre Probleme, ihre Fähigkeiten, ihren Geschmack. Die Musik muss dafür herhalten, was jeder über sich selbst aussagen will; das ist ja auch wichtig und sinnvoll. Und doch können einige wenige Werke manchmal aus diesem Dschungel von Meinungen herausführen. Karlheinz Stockhausen Musik drückt sich selbst aus. Igor Strawinsky […] in meiner Oper ist Musick für aller Gattung leute; − ausgenommen für lange Ohren nicht. Wolfgang Amadeus Mozart 05 aufführungspraxis basis Nur zu zu zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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