Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

155 Klang und Physiologie der Stimme Die Stimme ist ein individuelles Merkmal jedes Menschen. Der primäre Klang wird durch die Stimmlippen („Stimmbänder“) im Kehlkopf erzeugt. Wollen wir Laute hervorbringen, schlie- ßen sich die Stimmlippen leicht, bevor sie die durchströmende Luft in Schwingungen ver- setzt. Das Verhältnis von Länge und Spannung der Stimmlippen definiert die Tonhöhe. Der individuelle Stimmklang (frz. Timbre ) wird durch den Mund- und Rachenraum – den inneren Resonanzraum – gebildet. Hier werden Teilfrequenzen hervorgehoben oder abgeschwächt. Die Stimme kann trainiert werden, wobei auch die Atemführung und der „Sitz der Stimme“ in den weiteren Resonanzbereichen des Körpers (insbesondere Kopf und Brustkorb) geschult werden. Ziel beim klassischen Gesang ist auch der Ausgleich zwischen dem Brustregister (tiefer Stimmbereich, bei dem vorwiegend die Brustwand mitschwingt) und dem Kopfregis- ter (hoher Stimmbereich, bei dem die Kopfräume mitschwingen). : Erleben Sie in der Wiederholung der folgenden Übung unterschiedliche Resonanzbe- reiche Ihrer Stimme: kurze Töne im oberen Stimmbereich anstoßen: „(h)i – (h)i – i – i…“ (dabei bitte lächeln) – dann im tiefen Bereich ein offenes „o“ singen und im Rahmen ei- ner Terz noch weiter nach unten und wieder zurückschleifen (dabei Kinn leicht auf Brust neigen und mit den Armen vor dem Körper einen Raum bilden, als ob Sie etwas Schweres tragen würden). : Analysieren Sie die beiden Beispiele im Hinblick auf das abrupte oder gleitende Anspre- chen unterschiedlicher Resonanzbereiche. Stimmlagen Stimmen haben je nach Ausbildung und Verwendung unterschiedliche Umfänge. Die folgen- den Angaben betreffen ausgebildete Konzertstimmen. Für Zwischenlagen gibt es spezielle Begriffe: Mezzosopran (zwischen Sopran und Alt; etwa g–a 2 ), Bariton (zwischen Tenor und Bass; etwa A–g 1 ). : Stellen Sie die Stimmumfänge und -lagen in Ihrer Gruppe fest. Falsett bezeichnet ein männliches Stimmregister, bei dem die Töne des Kopfregisters be- nutzt werden. Wenn dieses Register trainiert und für den künstlerischen Vortrag eingesetzt wird, nennt man es Altus oder Countertenor. Diese Tonlage wurde in früheren Jahrhunderten durch Kastraten virtuos vertreten, die alle Register ihrer Stimme ausnutzen konnten, da sie rein physiologisch ihre „Kinderstimme“ behalten hatten, jedoch mit dem Lungenvolumen eines Erwachsenen singen konnten. Stimmfächer In der Opernpraxis werden Lage und Charakter einer Stimme oft durch ein Stimmfach bezeich- net. Beispiele sind Koloratursopran, Lyrischer Sopran, Hochdramatischer Sopran, Soubrette (oft komische Mädchenrolle), Jugendlicher Heldentenor, Tenorbuffo (heiterer Charakter). Finnischer Schreichor „Mieskuoro Huutajat“; experimenteller Chor, der oft auch alte Werke neu gestaltet mit Schreien, Brüllen, Heulen, Johlen, … III, 1 III, 2 05 aufführungspraxis basis Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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