Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

148 Situationskomik und die Zuspitzung der Handlung zu einer oft tragisch-komischen Pointe. Die Moritat ist seit dem 19. Jahrhundert die Bezeichnung für schaurige Mordgeschichten mit meist tragischer Handlung (vgl. S. 112). 8. Das historisch-politische Lied Darunter versteht man jene Volkslieder, die historisch fassbare Ereignisse von weittragender Bedeutung zur „Geschichte“ machen: Kriege, Belagerungen, Vetreibung, Widerstand, Atten- tate, usw. Solche Lieder wurden seit der Erfindung des Buchdruckes vielfach durch Flugblät- ter verbreitet, dabei wurden die Texte oft von Dichtern verfasst, was diese Gattung in einen Grenzbereich zwischen Volkslied und Kunstlied verweist. Entstehung und Verbreitung des historischen Liedes reichen von der bewusst eingesetzten politischen Propaganda bis zur Artikulierung der „Volksmeinung“. Der Sieg von Prinz Eugen bei der Schlacht Belgrad 1717 gegen die Osmanen hat das Lied „Prinz Eugen, der edle Ritter“ hervorgebracht. Das „Andreas Hofer-Lied“ soll der Anführer des Tiroler Freiheitskampfes, Andreas Hofer (1767–1810), vor seinem von den Franzosen erzwungenen Tod im Gefängnis selbst gedichtet haben. 9. Theaterlied Bei dieser Gattung handelt es sich um literarisch-musikalische Produktionen, die durch The- matik, Sprachgestaltung und entsprechend melodische Ausformungen ein hohes Maß an Volkstümlichkeit besitzen. Die Dichter der Alt-Wiener Volkskomödie schufen Volkstypen mit Rollenliedern. Außerhalb des Theaters wurden diese Lieder von den Volkssängern überliefert. Eines der berühmtesten Beispiele ist das „Hobellied“ aus dem Zaubermärchen „Der Ver- schwender“ von Ferdinand Raimund (1790–1836) und Conradin Kreutzer (1780–1849). 10. Wienerlied Zu Beginn des 19. Jahrhunderts flossen in die bisher dominierenden ländlichen Gesänge der Wiener Sänger zunehmend Motive aus dem Leben der Stadt ein. Wien ist das Hauptthema, weitere Inhalte sind: der Wein, die Liebe (unerfüllt) und vor allem der Tod. Eine gewisse Trau- rigkeit, das Weinerliche, zugleich auch das Raunzen und eine Leichtigkeit in der Lebensein- stellung sind Charakteristika des Wienerlieds. (z. B. Liedrepertoire der Wiener Volkssänger, u. A. Carl Lorens, der über 2000 Wienerlieder und Couplets schuf, darunter die „Bratfisch- Gstanzln“, oder z. B. „Das Fiakerlied“ von Gustav Pick.) 11. Geistliches Lied Mit dem geistlichen Lied sind religiöse Funktionen verbunden, die eng an die Traditionen des Volksbrauches anknüpfen. Die mit den Kirchenfesten (Weihnacht, Neujahr, Ostern, etc.) und den landesspezifischen Heiligen verbundenen Brauchformen verlangen nach einem entspre- chenden Lied. (z. B. Heiligenlieder, Wallfahrtslieder) 12. Lieder des Weihnachtsfestkreises Die Verbreitung der Lieder des Weihnachtsfestkreises durch bekannte Sammlungen und die funktionelle Einbindung im Singen der Vorweihnachtszeit bestätigen die Beliebtheit dieser Art des geistlichen Liedgutes. (Beispiele: Adventlied, Verkündigungslied, Lied zur Herbergsuche, Lied zur Geburt Christi, Hirtenlied, Lieder zum Kindelwiegen.) Salzburger Adventsingen 04 analyse form Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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