Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

147 Volkslied in Österreich – Die Gattungen Das Volkslied in Österreich lässt sich nach Kriterien wie Inhalt, Form, Funktion oder Träger- schaft in 12 Gattungen einteilen: 1. Schnaderhüpfel (Gstanzl – Vierzeiler) Das Schnaderhüpfel ist die wichtigste Grundform des weltlichen Volksliedes in Österreich. In der Romantik haben sich eine Reihe gebildeter Literaten für das Schnaderhüpfel und das Volkslied engagiert. Zum Beispiel hat Peter Rosegger (1843–1918) zusammen mit dem Kom- ponisten Richard Heuberger (1850–1914) viele Texte und Weisen tradiert (z. B: „Und der Adam håt d’Liab aufbråcht und der Noah den Wein“). 2. Liebeslied Die frühesten Dokumente des volkstümlichen Liebesliedes in Österreich stammen aus dem 16. Jahrhundert. Das Liebeslied von den „Brünnlein, die da fließen“ wurde von Achim von Arnim und Clemens Brentano in die Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ aufgenommen. 3. Arbeits- und Standeslied In den Strophen der Standeslieder ist die klare Beschreibung des Berufs nur selten der ein- zige Inhalt, häufig treten Scherz und Spott als mitprägende Faktoren auf. (Beispiele: Nacht- wächterlied, Schifferlied, Fuhrmannslied, Jägerlied, Studentenlied.) 4. Almlied Das Almlied nimmt eine Sonderstellung innerhalb des „alpenländischen“ Liedgutes ein, denn es besitzt inhaltliche Züge, die es zum poetisch-musikalischen Spiegelbild eines einstmals wichtigen Zweiges der bäuerlichen Arbeit machen. Die Ähnlichkeit zum Standeslied ist gege- ben, weil in beiden die Schilderung der Tätigkeit, des sozialen Umfeldes und die Beziehungen zu anderen Berufen verbunden werden. Die Almlieder lassen sich in zwei Liedtypen eintei- len: das Lied zum „Almfahrn“ im späten Frühjahr und das Lied zum „Almabtrieb“ im frühen Herbst. 5. Trink- und Lumpenlied, Tanzlied Bei geselligen Zusammenkünften sind diese Lieder eine poetisch-musikalische Form der Un- terhaltung. Die bekannteste Sammlung dieser Lieder ist die „Carmina Burana“ (s. S. 241 f.). Das Trinklied ist auch ein Typus des Wienerliedes (siehe dort), das sich um 1840 schnell ver- breitete. Den typischen Ton des Wiener Trinkliedes im Dialekt schlägt bereits Ferdinand Sau- ter (1804–1845) an: „Verkaufts mei Gwand, i bin im Himmel.“ 6. Kinderlied – Kinderreim Das Kinderlied hat jeweils auf die Vortragsart und auf den Wirkungsbereich bezogene, ganz verschieden gestaltete sprachlich-rhythmische und musikalische Eigenschaften. Es reicht vom kleinsten, aphoristisch geprägten Vers, über Spielreime und Spiellieder bis hin zum er- zählenden Strophenlied. (Beispiel: das Wiegenlied „Schlaf, Kindlein, schlaf, der Vater hüt die Schaf“.) 7. Erzähllied. Ballade – Schwankballade – Moritat Der erzählende Charakter der Lieder steht im Zusammenhang mit den verschiedensten In- halten. Die Ballade , vielfach als „trauriges Lied“ bezeichnet, ist durch einen dramatischen, meist tragischen Handlungsablauf gekennzeichnet. Beispiel: Die Tannhäuser-Ballade (die gesungene Erzählung von einem Sünder, der beim Papst vergeblich um die Vergebung seiner Sünden bittet) hat später Richard Wagner als Vorlage für seine Oper „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg“ verwendet. Die gestaltenden Elemente der Schwankballade sind anschauliche Szenen unverblümter 04 form analyse Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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