Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

139 Sprachvertonung − Erfindung und Analyse Der Übungsteil gibt Ihnen Gelegenheit, Möglichkeiten der Sprachvertonung an einem Beispiel selbst praktisch zu erkunden und dabei musiktheoretische Kenntnisse anzuwenden. Eduard Mörike: „Septembermorgen“ (1827) Das Gedicht von Eduard Mörike (1804–1875) ist eine Liebeserklärung an den beginnenden Herbst, in dem sich die Natur noch einmal in den kräftigsten Farben präsentiert. Im Nebel ruhet noch die Welt, Noch träumen Wald und Wiesen: Bald siehst du, wenn der Schleier fällt, Den blauen Himmel unverstellt, Herbstkräftig die gedämpfte Welt In warmem Golde fließen. Septembermorgen Der Text wurde oft als Lied oder Chorsatz vertont. Im Weiteren finden Sie knappe Anregun- gen, ihn selbst in einer Weise musikalisch zu gestalten, die stilistisch in die Zeit der Romantik passt. Text und Rhythmus Als erster Schritt bietet sich die Auseinandersetzung mit den dem Text eigenen Betonungen an, um davon ausgehend zu Entscheidungen für Taktart und Rhythmus zu kommen. Silben können mehr oder weniger betont und/oder gedehnt ausgesprochen werden – und damit die Wortbedeutung unterstützen. : Markieren Sie im Text die betonten Silben. Stark betonte Silben werden vorzugsweise an den Anfang eines Taktes gesetzt. Aus dem Zusammenspiel der unterschiedlichen Betonungen kann ein Singrhythmus resultieren, der in ein Taktschema eingeordnet werden muss. Dabei kann die Taktart auch wechseln. Im abgebildeten Beispiel wurde ein Viervierteltakt gewählt. Die stark betonten Wörter „Ne- bel“, „Welt“ und „Wiesen“ wurden jeweils auf Taktanfänge gesetzt. : Rhythmisieren Sie selbst das Gedicht. Entscheiden Sie sich überlegt für eine Taktart und erwägen Sie auch Taktartwechsel. Melodieführung Beim Erfinden einer Melodie sollten einige Grundsätze beachtet werden: › Die Melodierichtung sollte ausgewogen sein – große Sprünge können durch anschließende gegenläufige Schrittbewegungen ausbalanciert werden. › Schritte sind grundsätzlich leichter zu singen als eine Folge unterschiedlichster Sprünge. › Auffallende Tonbewegungen sollten durch den Textinhalt motiviert sein. › Die Phrasierung der Melodie sollte sich an jene des Textes anlehnen und durch Zwischen- schlüsse die Abschnitte des Textes verdeutlichen. 04 form praxis Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=