Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

134 Mit dem letzten Ton des Kindes nimmt Schubert den Beginn wieder auf, der Erzähler kehrt wieder. Die im Klavier erklingenden „grausigen“ Oktaven schneiden dem Kind das Wort ab. In sich steigerndem Entsetzen (die sf-Schläge kehren wieder) berichtet der Erzähler, den Vater betrachtend, vom Ende der Tragödie: „In seinen Armen das Kind war tot.“ – Dieser letzte Vers ist als Rezitativ gesetzt; hier brechen erstmals die Triolenfiguren ab. Zwei harte, einfache Akkordschläge markieren das Ende. z weiterführende interpretation Vergleichen Sie Schuberts Vertonung mit jener von Carl Loewe, die nur zwei Jahre später entstand, und weisen Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede nach. Berücksichtigen Sie auch die folgende Erläuterung von Gernot Gruber. Was Schubert Neues in die Liedkomposition bringt, ist als Prinzip klar. Er schränkt den Freiraum, welchen die Dichter einem Rezitator, Sänger oder stillen Leser ließen, ein, gibt dem Gedicht mehr als eine stimmungsmäßige und rhetorische Folie, er interpretiert, trägt die Spannung zwischen seinem Ausdruckswillen und dem Text aus, gestaltet seine Auffassung im Hinblick auf die Möglichkeiten der Musik, etwas zu „sagen“. Dieser gattungsmäßige Übergriff aufs Szenische, Balladeske und (bei der damaligen Faszination dieser Gattung) auch aufs Melodramatische war sicher nicht etwas allgemein Geläufiges, aber immerhin eine Möglichkeit, sich aus der gängigen Produktion von Gesellschaftsliedern herauszu- bewegen. Gernot Gruber & & ? b b b b b b 128 ú .œ# J œ J œ J œ Erl kö nig . . œ œ ! . . œ œ ! . . œ œ# # ! . . œ œ ! úúú ú ú úú S S ú .œb J œ J œ J œ J œ hat mir ein . . œ œ ! . . œ œ ! . .. œœœ b ! . .. œœœ ! úúb ú ú S S .ú œ Leids ge ...œœœ œ œ œ œœœ œ œ œ œb ! ...œœœ œ œ œ œœœ œ œ œ œ ! . .. œœœœ œ œ œ œ# ! . .. œœœœ œ œ œ œ# ! ú ú ú ú S S ú Ó tan!“ . . œ œ ! . . œ œ ! . . œ œ ! . . œ œ ! . . œ œ ! . . œ œ ! . . œ œ ! . . œ œ ! f - - - & & ? b b b b b b 146 Œ ≈ r œb r œ R œ œ J œ J œ jœ in sei nen Ar men das úúúú ú ú ú úú b Ó úúúú ú ú ú úb Ó Recit. π œ ‰ jœ# œ Œ Kind war tot. ‰ œœœ œn U ‰ Œ jœ œœœ # nn ‰ ‰ œ œ# # u ‰ Œ jœ œ ‰ Andante p f ∑ œœœœ Œ Ó œ œ Œ Ó - - p4ji8r Arbeitsblatt Loewe 4d7pu2 Noten Loewe Franz Schubert (1797–1828) Schubert erhielt schon als 8-Jäh- riger von seinem Vater, einem Lehrer, Musikunterricht. 1808 wurde er Sängerknabe an der Wiener Hofkapelle, wo er weitere musikalische Studien absolvierte und zu komponieren begann. Vom Vater für den Schuldienst vorge- sehen, war es Schubert durch die finanzielle Unterstützung einiger Freunde möglich, sich ganz der Musik zu widmen. Daneben war er als Musiklehrer u. a. bei der Familie Esterházy beschäftigt. 1828 trat er ein einziges Mal als Interpret öffentlich auf. Schubert komponierte vielfach für seinen Freundeskreis, der sich ab 1821 regelmäßig zu „Schubertiaden“ mit Literatur, Musik, Tanz, Wein und Landpartien traf. Zu seinem Freundeskreis zählten die Maler Moritz von Schwind und Leopold Kupelwieser, die Dichter Franz Grillparzer und Eduard von Bauernfeld u. a. Ein Klavier stand Schubert selten zur Verfügung. Er komponierte rasch und ganz aus der Vorstellung, ohne längere Korrekturen. Schubert starb 1828 an Typhus. Mit seinem bedeutenden Lied- schaffen (u. a. die Zyklen „Die schöne Müllerin“, „Winterreise“ und über 600 Lieder) war er Vorbild für nachfolgende Genera- tionen von Komponisten wie etwa Hugo Wolf. Er schrieb zahlreiche Klavierwerke (Sonaten, Klavier- stücke), Kammermusikwerke (u. a. Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“), Kirchenmusik, acht Sinfonien und über zehn Opern. 04 analyse form Nur zu Prüfzwecken J œ J œ – Eigentum des Verlags œœ öbv

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