Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

132 Der „Erlkönig“ zählt zu den bekanntesten Kompositionen Schuberts. Über die Entstehung des Werkes berichtet Schuberts künstlerischer Mentor Josef von Spaun: „Wir fanden Schubert ganz glühend, den Erlkönig aus dem Buche laut lesend. Er ging mehr- mals mit dem Buche auf und ab, plötzlich setzte er sich und in der kürzesten Zeit, so schnell man nur schreiben kann, stand die herrliche Ballade nun auf dem Papier.“ Schubert hat den „Erlkönig“ mehrmals überarbeitet. Noch vor der vielbeachteten ersten öffentlichen Auffüh- rung 1821 am Wiener Kärtnertortheater, wurde die Ballade in privaten Konzerten gesungen und machte Schubert weit über die Grenzen Wiens hinaus bekannt. Das Werk bedeutete zugleich einen Einschnitt in die bisherige Liedtradition: Der Klavierpart hat eine charakterisierende und der Gesangsstimme gleichwertige Funktion erhalten. z zugang zur musikpraxis Hören Sie den Anfang der Ballade mit geschlossenen Augen und achten Sie besonders auf die Klavierbegleitung. Nutzen Sie z. B. www.schubertlied.de . Setzen Sie sich mit dem Gedicht Goethes auseinander. Hören Sie die ganze Ballade. z fragen Beschreiben Sie anhand des Höreindrucks die Geschichte. Mit welchen musikalischen Mitteln setzt Schubert den Text um? z am notentext Die Ballade ist als große Rondoform konzipiert, die Schluss-Stretta (mit ihrem accelleran- do) ergibt dazu die Coda. Windesbrausen und Rastlosigkeit des Reitens bestimmen den Grundrhythmus des Liedes. Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind; Er hat den Knaben wohl in dem Arm, Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm. „Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?“ „Siehst Vater, du den Erlkönig nicht? Den Erlenkönig mit Kron und Schweif?“ „Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.“ „Du liebes Kind, komm geh‘ mit mir! Gar schöne Spiele spiel ich mit dir, Manch bunte Blumen sind an dem Strand, Meine Mutter hat manch gülden Gewand.“ „Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht, Was Erlenkönig mir leise verspricht?“ − „Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind: In dürren Blättern säuselt der Wind.“ „Willst feiner Knabe du mit mir geh‘n? Meine Töchter sollen dich warten schön, Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn Und wiegen und tanzen und singen dich ein.“ „Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort Erlkönigs Töchter am düsteren Ort?“ − „Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau: Es scheinen die alten Weiden so grau.“ „Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt, Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt!“ „Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an! Erlkönig hat mir ein Leids angetan!“ Dem Vater grauset‘s, er reitet geschwind, Er hält in den Armen das ächzende Kind, Erreicht den Hof mit Mühe und Not, In seinen Armen das Kind war tot. 1 5 10 15 20 25 30 Johann Wolfgang von Goethe: „Erlkönig“ (1782) Moritz von Schwind: Erlkönig 1860 04 analyse form Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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