Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

127 Sprachgebundenes Gestalten – Vokalmusik Musik und Sprache sind vielfältig miteinander verknüpft. Bereits die gesprochene Sprache hat mit Rhythmus (s. S. 37), Melos (s. S. 53) und Klang (s. S. 65) musikalische Eigenschaften, die zusammengefasst als Prosodie bezeichnet werden. Silbenlängen, Betonungen und Satz- melodien bieten sich auch als Elemente der musikalischen Gestaltung an. Dimensionen musikalischer Sprachgestaltung Rhythmisierung und dynamische Akzentuierung des Textes: Durch zeitliches Straffen oder Dehnen von Silben oder Wörtern, Bindung der Sprache an Metrum und Takt, Pausen, dynami- sche Akzente etc. gibt die Musik der Sprache im Gesang zusätzliche Ausdruckswerte. Melodisierung und Artikulation des Textes: Die Melodie kann sprachliche Sinneinheiten her- vorheben oder schaffen. Besondere Intervalle und herausgehobene Töne können einzelne Wörter akzentuieren. Bei einer syllabischen Vertonung erhält jede Silbe einen Melodieton. Bei einer melismatischen Vertonung wird eine Silbe mit mehreren Tönen ausgestaltet (= Me- lisma ). Eine besonders reiche Auszierung der Gesangsstimme, z. B. mit Tonskalen oder ande- ren bewegten Figuren auf einer Textsilbe, heißt Koloratur (s. S. 156). Darbietung und Arrangement: Sprachgebundene Musik umfasst das ein- oder mehrstimmige unbegleitete Singen ( a cappella s. S. 154), die vielen Formen mit instrumentaler Begleitung, aber auch die Begleitung des Singens durch Bodypercussion (s. S. 159) oder das rhythmische Sprechen z. B. im Rap (s. S. 156). Aus- und Umgestaltung des Textes: Die Wiederholung von Textteilen (z. B. Wörter, Zeilen) fin- det man häufig in Liedern und in Werken des Musiktheaters . Durch Aufbrechen der Sprache in Laute und deren musikalische Gestaltung wird die Musik im 20. Jh. zu einer Sprachkompo- sition . Sprachgebundene Gestaltungsformen Sprachgebundene Musik findet sich in allen Musikepochen. Bis zur Mitte des 18. Jhs. wurde in diesem Zusammenhang die Musik überwiegend als Dienerin des Wortes betrachtet − ein Nachhall der Stellung der Kirche im Mittelalter (s. S. 232 ff.) und ihrer Auffassung, Musik solle das Wort Gottes vermitteln. Gregorianischer Choral (s. S. 234), Minnesang (s. S. 233) und Meistersang (s. S. 109) zählen zu den frühesten Gattungen vokaler Musik. Künstlerisch stilisierte Gattungen sind vor allem Motette (s. S. 251) und Madrigal (s. S. 253), die kirchlich geprägten Formen wie geistliches Konzert (s. S. 256 f.), Messe (s. S. 235), Passion (s. S. 279), Kantate (s. S. 270) und Oratorium (s. S. 279) sowie die szenischen Formen Oper (s. S. 183), Operette (s. S. 317 f.) und Musical (s. S. 183 ff.). Als inspirierender Hintergrund können Gedichte oder Dramen in der Sinfonischen Dichtung (s. S. 315 und 324 ff.) musikalisch dargestellt werden. Die Gattung Lied (s. S. 108) (im englischen Song, im französischen Chanson ) reicht vom Kin- derlied, Kirchenlied und Volkslied (s. S. 143 ff.) zum Kunstlied (s. S. 317) und weiter zu sprach- gebundenen Formen der Folklore (s. S. 223) und der aktuellen Populären Musik (s. S. 379 ff.). In Strophenliedern wird jede Textstrophe gleich vertont, variierte Strophenlieder wandeln die Melodie der einzelnen Textstrophen entsprechend ab. In durchkomponierten Liedern ist jeder Textteil eigenständig gestaltet. Melisma s. S. 109 Syllabische Vertonung s. S. 111 04 form basis Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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