Spielpläne Oberstufe, Schulbuch

122 Die Variation Die Wurzeln der Variation als Reihungsform reichen bis ins Mittelalter zurück. Lieder und Tänze wurden variiert gesungen, musiziert und getanzt. Ab dem 17. Jh. löste sich die Kunst- form „Variation“ aus diesem Funktionszusammenhang. Schon zur Zeit der Renaissance und später im Barock finden sich Werke, bei denen eine Melodie oder eine vorgegebene Bass- stimme kunstvoll variiert wird. Das 19. Jh. bringt groß angelegte Variationswerke, z. B. die „Händel-Variationen“ op. 24 und die „Haydn-Variationen“ op. 56a von Johannes Brahms oder die Variationen über „Reich mir die Hand, mein Leben“ op. 1 von Frédéric Chopin. − Zwei Beispiele geben Ihnen exemplarische Einblicke in unterschiedlich dimensionierte Werke. Georg Friedrich Händel: Passacaglia g-Moll aus „Suite g-Moll” (HWV 432) Der letzte Satz aus Georg Friedrich Händels „Suite g-Moll“ für Cembalo (1720) ist eine Passa- caglia. Der Name des ursprünglichen Volkstanzes leitet sich aus dem spanischen pasar una calle („eine Straße entlanggehen“) ab. Im 16. Jh. kam die „Passacalle“ als Bühnentanz nach Frankreich und Italien. Die Instrumentalform Passacaglia gründet sich auf eine vier- oder achttaktige Basslinie, über die verschiedene Ostinato-Variationen (s. S. 115) gesetzt werden. Im Gegensatz zur eng verwandten Form der Chaconne steht die Passacaglia meistens in Moll. z zugang zur musikpraxis Händel leitet sein Werk mit einem viertaktigen Thema ein, das die Akkordfolge für das gesamte Stück festlegt: M.: Georg Friedrich Händel z am notentext Analysieren Sie die harmonische Gestaltung des Themas. Die Harmoniefolge enthält eine Quintfallsequenz (s. S. 73). Beschreiben Sie die Art der besonderen satztechnischen Ausarbeitung. Auf das Thema folgen 15 Variationen, die jeweils wiederholt werden. Händel führt die Ent- wicklung von Rhythmik und Melodik über die Variationsreihe hinweg konsequent durch. Hören Sie die Variationen und beschreiben Sie auffallende Entwicklungen. Georg Friedrich Händel (1685–1759) Der in Halle geborene Händel fand seine erste musikalische Anstel- lung in Hamburg, wo auch seine erste Oper uraufgeführt wurde. Auf einer vierjährigen Reise durch Italien, wo er Opern, Oratorien und viele Solo-Kantaten schrieb, gelang ihm der internationale Durchbruch als Komponist. 1710 wurde Händel Kapellmeister des Kurfürsten Georg Ludwig von Hannover, der später zum engli- schen König gekrönt wurde. Mit kleineren Unterbrechungen lebte Händel von 1710 an in London, schrieb Instrumentalmusik aller Art – auch für repräsentative An- lässe des Königshauses − und war Leiter eines Opernunternehmens. Als er 1737 mit diesem Unterneh- men bankrott ging, wandte er sich stattdessen der Komposition erfolgreicherer Oratorien zu, die auch heute noch gespielt werden. 1 2 II, 30 04 analyse form Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=