Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch
Genmanipulationen bei Tieren Auch mit Genmanipulationen bei Tieren für die Nahrungsmittelproduktion erhofft man sich Ertragssteigerungen. Es gibt diesbezüglich schon viele Versuche: Verpflanzt man beispielsweise das menschliche Gen für das Wachstumshormon in Schweine, nehmen diese schneller zu und erreichen dadurch früher ihr Schlacht gewicht. Karpfen, denen das Wachstumshormon von Forellen verpflanzt wurde, wachsen schneller heran. Auch die genmanipulierten, so genannten Turbolachse weisen eine Wachstumsgeschwindigkeit auf, die um ein Vielfaches höher ist als bei natür lichen Arten. Bei Rindern, Schafen und Kaninchen ist es durch Genübertragung gelungen, die tierischen Leistungen (Milchleistung, Wachstum, Krankheitsresis tenz) zu beeinflussen. Ertragssteigerung durch Genmanipulationen bei Tieren rechtfertigt nicht das damit verbundene Tierleid Es stellt sich die Frage, wie weit wir dazu berechtigt sind, aus rein kommerziellen Gründen sowie wegen besonderer, unverhältnismäßiger Kundenwünsche (zB helleres Fleisch) in den Stoffwechsel von Tieren einzugreifen. Schweine, denen in Versuchen Wachstumshormon-Gene eingeschleust wurden, zeigen zwar das gewünschte Wachstum, leiden aber an Krankheiten wie Herz vergrößerung, Gelenksentzündungen, Magengeschwüren und Nierenerkran kungen. Kühe, denen Hormon-Gene übertragen wurden, die die Milchleistung steigern , leiden vermehrt an Euterentzündung. Tiere zeichnen sich gegenüber Pflanzen durch eine Vielzahl von genetisch fixier ten Verhaltensmustern aus. Durch die Veränderung von Genen werden mög licherweise auch die Faktoren, die bei der Steuerung von Verhaltensmustern zu sammen spielen, negativ beeinflusst. So ist beispielsweise die Wanderung der Lachse in die Geburtsgewässer teilweise genetisch festgelegt (auf welche Weise ist jedoch noch völlig unklar). Die Folgen solcher gentechnischer Veränderungen für das Ökosystem sind nicht absehbar. Transgene Tiere helfen bei der Medikamentenherstellung Während über die Zulassung transgener Tiere für die Nahrungsmittelproduktion noch diskutiert wird, dienen sie beim so genannten Gen-Pharming bereits der Herstellung von Medikamenten. Das erste Arzneimittel aus transgenen Tieren, Antithrombin III , wurde im Jahr 2008 in einigen EU-Ländern zugelassen. Das Eiweiß wird aus der Milch von Zie gen, denen das Antithrombin-Gen eingeschleust wurde, gewonnen. Derzeit gibt es auch Versuche, Schweine genetisch so zu verändern, dass sie als Organspender für den Menschen geeignet sind, Abstoßungsreaktionen also ver hindert werden. 2012 ist es einem Forschungsteam aus Südkorea bereits ge lungen, einem Affen das Herz eines gentechnisch veränderten Schweines er folgreich zu implantieren. 58 Lachswanderung – wie weit stören gentechnische Eingriffe die Ökosysteme? 59 Transgene Tiere helfen bei der Gewinnung von Medikamenten gegen verschiedene Krankheiten. 60 Antithrombin III wird aus Ziegenmilch gewonnen. Selbst aktiv! Recherchiere. Was sind Knockout-Mäuse? Was kannst du über ihre Rolle als Modellorganismen herausfinden? Milchleistung steigern In der Europäischen Union ist der Einsatz entsprechender Hormon-Gene verboten, da der Konsum der Milch solcher Kühe möglicherweise das Brustkrebs- und Prostatakrebsrisiko erhöht. Gen-Pharming eine Wortverbindung aus Farmer und Pharmazie Antithrombin III wird bei Patientinnen bzw. Patienten mit erblich bedingtem Antithrombinmangel eingesetzt; hemmt die Blutgerinnung 97 Genmanipulation bei Tieren Arbeitsheft Seite 22 M Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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