Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

österreichisches Gentechnikgesetz Das österreichische Gentechnikgesetz regelt, welche gentechnischen Eingriffe an Pflanze, Tier und Mensch durchgeführt werden dürfen. Europa EU-weit lehnen nach aktuellen Umfragen 60 % der Bevölkerung gentechnisch ver­ änderte Nahrungsmittel ab, in Österreich sind es sogar 80 %. Steigerung der globalen Nahrungs­ mittelproduktion Schädlingsbefall und Krankheiten führen zu massiven Ernteausfällen. So gehen beispielsweise 25 % der weltweiten Reiserträge durch Schädlinge verloren. Durch die Züchtung schädlings-, krank­ heits- und herbizidresistenter Pflanzen gibt es weniger Ernteausfälle, zugleich kann der Einsatz von Pflanzenschutz­ mitteln verringert werden, was Kosten spart und eine Entlastung der Umwelt darstellt (Pflanzenschutzmittel können über den Boden, die Luft oder das Was­ ser in die Nahrungskette gelangen; zB ist das in den 2000er Jahren zu beob­ achtende massive Bienensterben ua. auf den Einsatz von Pestiziden zurück­ zuführen). Zudem ermöglicht die Zucht von Pflan­ zen mit Toleranz gegen Trockenheit, Kälte etc. einen Anbau an ungünstigeren Standorten. „Golden Rice” Provitamin A-Reis Die Reiskörner haben aufgrund ihres Carotin-Gehalts eine gelbe Farbe. 43  Ziele des österreichischen Gentechnikgesetzes 44  Anbau von „Golden Rice“ Während die Gentechnik in der Medizin weitgehend anerkannt ist, steht der Einsatz gentechnischer Methoden bei Pflanzen und Tieren immer wieder im Mit­ telpunkt heftiger Diskussionen. Besonders in Europa begegnet man diesem Thema im Zusammenhang mit der Lebensmittelgewinnung sehr kritisch. Helfen gentechnisch veränderte Pflanzen im Kampf gegen die Unterversorgung an Nahrungsmitteln? Ein Hauptargument der Befürworter des Einsatzes der Gentechnik in der Land­ wirtschaft ist das rasante Bevölkerungswachstum, mit dem auch der Nahrungs­ bedarf steigt. Gentechnisch veränderte Pflanzen (gv-Pflanzen) könnten dazu beitragen, die Ernährung aller Menschen durch die Steigerung der globalen Nahrungsmittelproduktion zu gewährleisten. Durch eine Steigerung des Nährstoff- und Vitamingehalts können transgene Pflanzen auch die Ernährungsbedingungen in den Entwicklungsländern ver­ bessern. Als Paradebeispiel dafür gilt die Züchtung von  „ Golden Rice “: Geschälter Reis enthält weder Vitamin A noch Provitamin A (Carotin). Menschen, die sich hauptsächlich von Reis ernähren (weltweit rund 130 Millionen), leiden deshalb an einem Mangel an Vitamin A, der bei 3 Millionen Kindern jährlich zur Erblindung führt. Ungeschälter Reis enthält zwar Carotin, allerdings in zu geringer Menge, um den Tagesbedarf an Vitamin A zu decken. Zudem benötigt die Zubereitung von ungeschältem Reis wesentlich mehr Energie als die von geschältem. Problema­ tisch ist auch die Lagerung von ungeschältem Reis in tropischem Klima – durch den hohen Fettgehalt der Schale wird der Reis schnell ranzig und damit unge­ nießbar.„Golden Rice“ enthält im Korn Carotin. Ein weiterer positiver Aspekt ist die Qualitätsverbesserung in Bezug auf Ge­ schmack, verbesserte Haltbarkeit und Lagerfähigkeit sowie Eliminierung aller- gieauslösender Stoffe. Gentechnik – pro und kontra In allen Staaten der EU und damit auch Österreich dürfen gentechnisch veränderte Pflanzen in der Landwirtschaft und in der Lebensmittelindustrie nur nach Zulas­ sung verwendet werden. Für Österreich imSpeziellen schreibt das österreichische Gentechnikgesetz genaue Richtlinien vor (siehe Abb. 43). Dies ist darin begrün­ det, dass die Gentechnik neben den Vorteilen auch Gefahren mit sich bringt. Ziel des Gesetzes ist es , ▶ die Gesundheit des Menschen einschließlich seiner Nachkommenschaft vor Schäden zu schützen, die unmittelbar durch Eingriffe am menschli­ chen Genom, durch Genanalysen am Menschen oder durch Auswirkungen gentechnisch veränderter Organismen auf den Menschen oder mittelbar durch Auswirkungen gentechnisch veränderter Organismen auf die Um­ welt entstehen können sowie ▶ die Umwelt (insbesondere die Ökosysteme) vor schädlichen Auswirkungen durch gentechnisch veränderte Organismen zu schützen und dadurch ein hohes Maß an Sicherheit für den Menschen und die Umwelt zu gewährleis­ ten und ▶ die Anwendungen der Gentechnik zum Wohle des Menschen durch Fest­ legung eines rechtlichen Rahmens für deren Erforschung, Entwicklung und Nutzung zu fördern. Neben der Regelung Sicherheits- und sozialer Aspekte, ermöglicht das Gesetz gleichzeitig eine Genforschung, ohne zu große administrative Hemmnisse. 92 Gentechnik Arbeitsheft Seite 29 M Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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