Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

Bei der Kombinationszüchtung werden Merkmale kombiniert Bei der Kombinations- oder Kreuzungszüchtung werden Individuen ver­ schiedener Unterarten beziehungsweise Sorten einer Art , die in Bezug auf die gewünschten Merkmale homozygot sind, gekreuzt. Die Mischlinge der F 1 wer­ den weiter gekreuzt und die erwünschten Merkmalsträger der F 2 ausgelesen (siehe 3. Mendelregel; Seite 11). Inzucht hat oft unerwünschte Folgen Pflanzensorten beziehungsweise Tierrassen sind durch bestimmte Merkmale charakterisiert. Damit diese an die Nachkommen vererbt werden, sollten die dafür verantwortlichen Gene idealerweise homozygot vorliegen. Inzucht erhöht die Wahrscheinlichkeit der Reinerbigkeit, gleichzeitig aber auch die des in Erscheinung Tretens von Merkmalen, die auf rezessive Allele zurück­ zuführen sind. Dies hat mitunter unerwünschte Folgen, da es Allele sein kön­ nen, die sich bei Homozygotie im Phänotypus negativ auswirken (autosomal rezessive Gendefekte). Durch fortgesetzte Inzucht liegen immer mehr Allele homozygot vor – dies bedeutet einen Verlust an genetischer Vielfalt (genetischer Flaschenhals). In der Folge kann es zur so genannten Inzuchtdepression kommen. Bei Tieren äußert sie sich unter anderem durch kleinere Nachkommen, eine höhere Krankheits­ anfälligkeit , Leistungsminderung und eine geringere Lebenserwartung. Auch Pflanzen aus ständiger Inzucht (Selbstbefruchtung) sind anfälliger für Krank­ heiten, weisen oft Wachstumsstörungen auf und liefern geringere Erträge. Bei fortgesetzter Inzucht kann die vollständige Fitness wieder erlangt werden Es kann vorkommen, dass in ingezüchteten Populationen , trotz weiterer Inzucht die Inzuchtdepression verschwindet und die Individuen wieder vollständige Fitness erlangen. Diese so genannte Inzuchterholung tritt dann ein, wenn die sich negativ auswirkenden Allele aus der Population entfernt werden (zB durch den Tod der Merkmalsträger oder durch Herausnehmen aus der Fortpflanzungs­ gemeinschaft). Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Population groß ge­ nug ist. Ein Paradebeispiel für die Inzuchterholung findet man bei dem als Haustier ge­ haltenen Goldhamster . Selbst aktiv! 1. Du kreuzt ein reinrassig braunes, glatthaariges Kaninchen mit einem reinrassig weißen Angorakaninchen. B = Allel für braune Fellfarbe b = Allel für weiße Fellfarbe g = Allel für glattes Fell G = Allel für Angorafell a) Wie sehen die F 1 -Kaninchen aus? b) Welche neuen Rassen erwartest du nach der 3. Mendelregel? c) Bei welchen Kaninchen der F 2 kannst du mit Sicherheit sagen, dass sie in Bezug auf die Fellfarbe und die Haarlänge reinerbig sind? d) In der F 2 erhältst du braune, glatthaarige Kaninchen, braune Angorakaninchen und weiße Angorakaninchen im Verhältnis 1 : 2 : 1. Was schließt du daraus? Sind die braunen Angorakaninchen rein- oder mischerbig? 2. Begründe, warum Mischlingshunde häufig weniger anfällig für diverse Krankheiten sind als reinrassige Hunde. 3. Recherchiere. Was bedeutet der Begriff„Ahnenverlust“? Kombinations-/Kreuzungszüchtung wurde durch die Wiederentdeckung der Mendelregeln (siehe Seite 7 ff) zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die Genetiker Carl Correns, Erich Tschermak und Hugo de Vries möglich. Art Individuen, die sich miteinander paaren und dabei fruchtbare Nachkommen zeugen können Inzucht Verpaarung nah verwandter Individuen Inzuchtdepression Verminderung der Fitness (Krankheits­ resistenz, Leistungsstärke, Wachstum, Fruchtbarkeit …) bei ingezüchteten Organismen Krankheitsanfälligkeit Forschungen haben ergeben, dass sich Homozygotie bei Allelen, die im Zusam­ menhang mit dem Immunsystem stehen, auf die Immunabwehr negativ auswirkt. Population Organismen einer Art in einem abge­ grenzten Bereich Inzuchterholung wird auch als„Purging“ bezeichnet to purge (engl.) = säubern Goldhamster 1930 entdeckte ein Zoologe in der Nähe der syrischen Stadt Aleppo einen Goldhamsterbau, in dem sich ein Weib­ chen mit elf Jungen befand. Der Wissen­ schafter brachte die Tiere nach Jerusalem, wo sie an der Hebräischen Universität aufgezogen wurden. Ein Männchen und drei Weibchen überlebten und konnten weiter gezüchtet werden. Von ihnen stammen alle heute als Haustiere gehaltenen Goldhamster ab. 76 Gentechnik Arbeitsheft Seite 29 M Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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