Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

Tiere wurden für unterschiedliche Zwecke domestiziert Die ersten Ziegen waren vermutlich beim Waldroden zur Erschließung neuer Siedlungs- und Ackerbaugebiete von Nutzen, während die Schafe ursprünglich Fleischlieferanten waren. Erst in späterer Folge wurden Ziegen ebenfalls zu Fleisch- und Milchlieferanten. Bei Schafen begann man, durch ausgewählte Zucht die groben Grannenhaare der Stammform zu Gunsten der Unterwolle zu reduzieren (Wolllieferanten), ein Merkmal, das man unter den Ziegen nur bei der Angora- und der Kaschmirziege findet. Die ersten Rinder dürften zu Kultzwecken gehalten worden sein, erst später we­ gen ihres Fleisches, ihrer Milch und ihrer Leistung als Zugtiere. Pferde wurden ursprünglich als Zug-, Last- und Reittiere eingesetzt. Hunde dürften wahrscheinlich zunächst als Jagdhelfer und später als Hütehunde abgerichtet worden sein (bis heute gibt es über 300 verschiedene anerkannte Hunderassen). Auslesezüchtung ist die älteste Zuchtmethode Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts bediente man sich ausschließlich der Aus­ lesezüchtung . So gelang es beispielsweise, aus dem Bankivahuhn, das zwei- bis dreimal im Jahr sechs bis zwölf Eier legt, durch Kreuzung der legestärksten Exemplare, die Lege­ leistung zu steigern. Im Laufe der Jahrtausende entstanden dadurch verschie­ denste Legerassen, wie zB das Leghorn, das bis zu 200 Eier im Jahr legt. Ein Beispiel reiner Auslesezüchtung aus dem Pflanzenreich ist die Züchtung der Zuckerrübe. Zucker wurde Jahrhunderte lang nur aus Zuckerrohr, einer tropi­ schen Pflanze, gewonnen. Im Jahr 1747 fand der deutsche Chemiker Andreas Sigismund Marggraf (1709– 1782) in der heimischen Runkelrübe einen Zucker, der mit dem teuren, aus Übersee importierten Rohrzucker identisch war. Dies führte Marggraf zu der Idee, die Rüben zur Zuckergewinnung anzubauen. Marggrafs Schüler Franz Carl Achard (1753–1821) verwirklichte diese Idee. Er gründete 1801 in Krayn (Schlesien) die erste Rübenzuckerfabrik der Welt. In ihr wurden erstmals 1802 400 Tonnen Rüben zur Zuckergewinnung verarbeitet. Im Gegensatz zu heute war die Ausbeute allerdings noch gering. Die Rüben wiesen damals einen Zucker­ gehalt von etwa 4 % auf. In aufwendigen Züchtungen, für die man jeweils die Runkelrübenpflanzen aus­ wählte, die den höchsten Zuckergehalt aufwiesen, gelang es in vielen Genera­ tionen, die Zuckerrübe mit einem Zuckergehalt um etwa 16% bis 18% (in der Trockenmasse) zu züchten. Neue Forschungen geben nun sogar Hinweise, dass bald noch höhere Zuckererträge möglich sein könnten, indem gezielt Rüben gezüchtet werden, die länger wachsen und so mehr Zucker speichern. Genetische Umformung durch kontrollierte Fortpflanzung – Zuchtmethoden 1  Wildziege 2  Mufflon 3  Hausschaf 4  Hausziege 5  Bankivahahn 6  Der Zuckergehalt der modernen Zucker­ rübe beträgt um die 16 – 18 % – sind bald noch höhere Erträge möglich? Kultzwecke Die geschwungenen Hörner der Rinder wurden zum Symbol der Göttin des Mon­ des, der zu bestimmten Zeiten geheiligte Tiere geopfert werden mussten; der Mond galt als Sinnbild der Fruchtbarkeit. Auslesezüchtung oder Selektionszüchtung; nur die Pflan­ zen oder Tiere, die gewünschte Eigen­ schaften besonders stark ausgeprägt ha­ ben, werden zur Weiterzucht verwendet Runkelrübe Rübe, die zu Futterzwecken (für Rinder, Schafe …) angebaut wird; entstand durch Auslesezucht aus der Gemeinen Rübe ( Beta vulgaris ) 75 Arbeitsheft Seite 28, 29 M Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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