Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

Operation, Chemo- und Strahlentherapie sind die bekanntesten Therapieformen bei Krebs Eine der meist gewählten Maßnahmen bei verschiedenen Formen von Krebs ist die möglichst vollständige operative Entfernung des Tumors . Bei der Chemotherapie werden Substanzen ( Zytostatika ) verabreicht, die die Tumorzellen schädigen. Bei der klassischen Strahlentherapie wird Tumorgewebe mit Gamma-, Röntgen- und radioaktiven Strahlen behandelt. Die hochenergetische Strahlung gibt an den durchstrahlten Körperbereich Energie ab, was zuVeränderungen in der Zelle, vor allem zu Schädigungen im Zellkern und in der Folge zum Zelltod führt. Bei manchen Krebsformen kommt eine Immuntherapie zur Anwendung Die Krebsimmuntherapie zielt darauf ab, das Immunsystem einer Patientin bzw. eines Patienten so zu mobilisieren, dass es die Krebszellen bekämpft. Eine Methode ist der Einsatz monoklonaler Antikörper . Die hoch spezifischen Proteine binden sich nach dem „Schloss-Schlüssel-Prinzip“ an Antigene auf der Oberfläche der Tumorzellen. So hat man beispielsweise herausgefunden, dass bei Brustkrebspatientinnen in rund 25 % der Fälle der Wachstumsfaktorrezeptor HER-2/neu auf denTumorzellen stark vermehrt vorkommt. Verabreicht man einer Patientin gegen diese gerichtete monoklonale Antikörper (durch Infusion), wird das Tumorwachstum gehemmt. Ein anderes Beispiel einer Immuntherapie, die bei manchen Haut- und Nieren- krebsformen eingesetzt wird, ist die Behandlung mit Interleukin-2 . Der Wirk- stoff, der unter die Haut gespritzt wird, aktiviert die Zellen des Immunsystems, die Tumorzellen bekämpfen können (zB natürliche Killerzellen). Hormone können das Tumorwachstum fördern Bei manchen Krebsformen wie beispielsweise bei Gebärmutterhals-, Prostata- und Brustkrebs wird das Wachstum bzw. die Zellteilungsrate der Tumorzellen unter dem Einfluss von Hormonen gefördert, da diese Zellen eine erhöhte Dichte an Hormonrezeptoren aufweisen. Die Antihormontherapie zielt darauf ab, die Bildung des entsprechenden Hor- mons operativ oder medikamentös zu unterdrücken. So wird beispielsweise bei Prostatakrebs das männliche Geschlechtshormon Tes- tosteron durch Entfernung der Hoden oder durch entsprechende Medikamente unterdrückt. Bestimmte Medikamente verhindern die Angiogenese Ab einer gewissen Größe benötigt ein Tumor zum Überleben und Weiterwach- sen Blutgefäße, die ihn mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen. Tumorzellen haben die Möglichkeit erworben, Botenstoffe auszusenden, die die Angiogenese veranlassen und die Geschwulst so an das Blutgefäßsystem anbinden. Bei einer Krebstherapie durch Anti-Angiogenese werden Medikamente verabreicht, die die Angiogenese hemmen. Die Krebsforschung arbeitet kontinuierlich an weiteren Möglichkeiten der Krebstherapie In einem Forschungsansatz wird zurzeit versucht, mithilfe spezialisierter Zellen im Labor Antikörper gegen die ICAMs (siehe Seite 65) zu produzieren. Da Krebszellen Telomerase synthetisieren (siehe Seite 65), unterliegen sie nicht der Zellalterung. Wissenschafterinnen und Wissenschafter arbeiten an einer Möglichkeit, die Telomerase zu blockieren. operative Entfernung des Tumors um eine Metastasierung der Tumorzellen in andere Körperregionen zu verhindern Chemotherapie Die eingesetzten Medikamente (Zellgifte) wirken meistens auch auf andere Gewebe, deren Zellen einen hohen Turnover auf- weisen (zB Haut, Schleimhäute, blutbil- dende Zellen im Knochenmark). Deshalb kann es in Folge zu Nebenwirkungen wie Haarausfall, Entzündungen der Schleim- häute, Übelkeit und chronische Erschöp- fungszustände (durch eine Verminderung der roten Blutkörperchen) kommen. Zytostatika hindern Zellen an der Teilung und brin- gen sie zum Absterben; cytos (griech.) = Zelle, statikos (griech.) = stehend Strahlentherapie Als akute Nebenwirkung treten oft bereits während der Behandlung Hautrötungen im Bereich der Bestrahlungsfelder auf. Als chronische Nebenwirkungen können Monate bis Jahre nach der Behandlung je nach Bestrahlungsbereich Hautverän- derungen (Elastizitätsverlust, Verfärbung), Mundtrockenheit nach Bestrahlung der Speicheldrüsen, Schilddrüsenunterfunk­ tion nach Bestrahlung der Halsregion oder Funktionsstörungen des Darmes (nach Bestrahlung im Bauchbereich) auftreten. monoklonale Antikörper gehen auf eine Mutterzelle (B-Lympho- zyt) zurück und richten sich nur gegen ein einzelnes Epitop (siehe Band 6). Sie sind also hoch spezifisch. Interleukin-2 chemischer Signalstoff (Cytokin), der von Immunzellen (T-Helferzellen, Monozyten, Makrophagen) gebildet wird; inter (lat.) = zwischen, leukos (griech.) = weiß Brustkrebs In den westlichen Staaten ist Brustkrebs die häufigste Krebsform bei Frauen. Gerade deshalb ist die Früherkennung (durch Abtasten und als Empfehlung ab 40 Jahren spätestens aber ab 45 durch die Mammografie) besonders wichtig. Angiogenese Aussprossen neuer Blutgefäße aus dem bestehenden Gefäßsystem; angeion (griech.) = Gefäß, genesis (griech.) = Entstehung Selbst aktiv! Überlege. Welche Wirkung erhofft man, mit ICAMs-Antikörper zu erzielen? Welche Folgen hätte die Blockade der Telomerase bei Krebszellen? Arbeitsheft Seite 27 M 66 Humangenetik Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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