Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch
Die PND und die PID sind nicht unumstritten Es besteht kaum ein Zweifel darüber, dass pränatale Untersuchungen sinnvoll sind, wenn eine Erkrankung diagnostiziert wird, für die es auch dieMöglichkeit einer (prä- natalen) Therapie gibt. In vielen Fällen ist dies aber nicht möglich und führt dazu, dass sich diewerdenden Eltern zu einem Schwangerschaftsabbruch entschließen. Gegnerinnen und Gegner der Pränataldiagnostik lehnen sie als moralisch nicht vertretbar ab, weil sie die Geburt von Menschen mit Behinderung nicht zulässt. Befürworterinnen und Befürworter der PID sehen den Umstand als sehr kritisch an, dass Untersuchungen an Keimzellen und Embryonen, die in vitro gezeugt wurden, verboten sind, es aber erlaubt ist, in der Gebärmutter liegende Embryonen und Feten zu töten. Sie sehen in der PID eine Möglichkeit, einen späteren Schwanger- schaftsabbruch mit all seinen ethischen, religiösen, psychologischen und medi zinischen Problemen vermeiden zu können. Gegnerinnen und Gegner der PID be- fürchten wiederum, dass die PID die Möglichkeit der Selektion des Geschlechts und diverser Eigenschaften eröffnet („Designer-Baby“). Bereits die wenigen hier angeführten Beispiele zeigen, dass die PND und die PID viele Diskussionspunkte aufwerfen. Zum Einen werden darin fortschrittliche, dem Wohle der Menschen dienliche Techniken der Medizin gesehen, zum Anderen teil- weise risikoreiche und menschenverachtende Methoden. Eine Antwort, was hier richtig oder falsch ist, lässt sich nicht pauschal geben. Klare Antworten sind viel- leicht in Einzelfällenmöglich, zumeist wirdman aber die Argumente, die dafür und die, die dagegen sprechen, gut gegeneinander abwägen und Kompromisse schlie- ßen müssen. Schwangerschaftsabbruch Nach § 97 Abs. 1 StGB ist ein Schwanger- schaftsabbruch innerhalb der ersten drei Monate nach Beginn der Schwanger- schaft erlaubt. Besteht allerdings die Gefahr, „dass das Kind geistig oder kör- perlich schwer geschädigt sein werde“ (§ 97 Abs. 2), darf er auch zu einem spä- teren Zeitpunkt noch erfolgen – je nach Grad der Behinderung theoretisch sogar bis zur Geburt. Dieser so genannte Schwangerschaftsabbruch mit embryo- pathischer Indikation (dh., dass es beim Embryo Hinweise auf eine Missbildung bzw. Krankheit gibt) ist sehr umstritten. Gegnerinnen und Gegner kritisieren, dass dies das Selektieren von Menschen legalisiert und eine Diskriminierung von Menschen mit Behinderung darstellt. Selbst aktiv! 1. Erläutere die Vorgänge in Abb. 20. 2. Zwischen der Durchführung der Fruchtwasseruntersuchung und dem Erhalt des Ergebnisses ver gehen drei bis vier Wochen. Eine Frau erfährt somit frühestens in der 19. bis 21. SSW, wenn bereits die ersten Kindesbewegungen zu spüren sind, ob bei ihrem Kind eine Erbkrankheit vorliegt. Verset- ze dich in die Lage einer Frau, die zu dieser Zeit darüber informiert wird, dass beim Kind Trisomie 21 vorliegt. Versucht in einem Rollen- spiel diese Situation zu reflektie- ren. Wie geht es der Frau? Be- spricht sie ihre Gefühle mit ihrem Partner bzw. ihrer Partnerin? Wie reagiert dieser bzw. diese? Wie könnte ein Gespräch mit dem Arzt bzw. der Ärztin ablaufen. 20 Bildung von Eizelle und Polkörperchen durch Meiose (Schema) Selbst aktiv! 1. Ist nicht jeder Embryo schützenswertes Leben? Diskutiert darüber, und in diesem Zusammenhang auch über die Abtreibungsproblematik, in der Klasse. 2. „Gegner der Pränataldiagnostik lehnen sie als moralisch nicht vertretbar ab, weil sie die Geburt von behinderten Menschen nicht zulässt. Befürworter der PID sehen darin eine Möglichkeit einen späteren Schwangerschaftsabbruch mit all seinen ethischen, religiösen, psychologischen und medizinischen Problemen vermeiden zu können.“ Nimm zu dieser Aussage kritisch Stellung. 3. Eine pränatale Untersuchung ergibt ein positives Testergebnis auf Chorea Huntington (siehe Seite 53). Versucht in der Klasse in einem Rollenspiel diese Situation nachzuvollziehen: Wie gehen die werdenden Eltern mit dieser Diagnose um? Welche Überlegungen stellen sie (eventuell in einem ärztlichen Beratungsgespräch) an?Welche Entscheidungen werden getroffen? 4. Befürworterinnen und Befürworter der PND vertreten die Meinung, dass damit Leid vermieden werden kann. Gegen- argumente sind, dass damit Leid geschaffen wird. Erörtere diese beiden Standpunkte. weibliche Urkeim- zelle (diploid) primäre Eizelle (diploid) Oogonium (diploide Vorläufer- zelle der Eizelle) sekundäre Eizelle (haploid) 1. meiotische Teilung 2. meiotische Teilung Polkörperchen reife befruch- tungsfähige Eizelle erstes Polkörperchen (haploid) 59 Bioethik Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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