Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

Grundlagen der Genetik im Überblick  Bereits in der Antike wurden viele Theorien zur Vererbung aufgestellt. Eine davon, die des Aristoteles , dass Leben auch spontan aus toter Materie entstehe, hielt sich bis ins 19. Jahrhundert. Erst die Beobachtungen verschiedener Natur- forscher, wie beispielsweise William Harvey , Francesco Redi , Antonie van Leeuwenhoek und Louis Pasteur trugen dazu bei, dass die Theorie der Ur­ zeugung verworfen und der Grundsatz „Alles Lebende entsteht aus Lebendem“ postuliert wurde.  Der im 19. Jahrhundert lebende Augustinerpater Johann Gregor Mendel gilt als Begründer der Klassischen Genetik . Seine Ergebnisse aus Kreuzungs­ versuchenmit Erbsenpflanzen, die aufzeigen, nach welchen Regelmäßigkeiten in einfachen Erbgängen die Merkmalsausprägung erfolgt, sind in den drei nach ihm benannten Regeln zusammengefasst.  Durch Crossing-over entstehen neukombinierte Chromosomen. Durch Beob- achtung der Häufigkeit der chromosomalen Rekombination können Genkarten angelegt werden.  Zellen, die mit einem einfachen Chromosomensatz ausgestattet sind, be­ zeichnet man als haploid , solche mit zwei Chromosomensätzen als diploid . Als Allel wird eine von zwei oder mehreren möglichen Varianten des gleichen Gens bezeichnet. Allele können dominant , rezessiv , intermediär ( unvollstän­ dige Dominanz ) oder kodominant sein. Sind die zwei Allele, die dasselbe Merkmal bestimmen, gleich, ist das Individuum im Bezug auf dieses Merkmal reinerbig ( homozygot ). Sind sie unterschiedlich, spricht man von mischerbig oder heterozygot . Gibt es in einem diploiden Chromosomensatz für ein Allel kein homologes, spricht man von Hemizygotie .  Beim Menschen erfolgt eine genotypische Geschlechtsbestimmung. Die Chromosomen, auf denen sich die geschlechtsbestimmenden Gene befinden, werden als Gonosomen , alle anderen als Autosomen bezeichnet.  Verantwortlich für die Entwicklung des männlichen Geschlechts ist das auf demY-Chromosom liegende SRY- Gen. Eine untypische Aufteilung der Gonosomen kann zur Ausbildung unterschied­ licher Syndrome führen. Unabhängig vom genetischen Geschlecht kann der Hormonhaushalt ein anderes Erscheinungsbild bedingen. Bei manchen Tieren wird das Geschlecht durch Außenfaktoren bestimmt ( phäno­ typische Geschlechtsbestimmung ).  Die rezessiven Allele für die Bluterkrankheit , die Rot-Grün-Farbsehschwä­ che und den frühzeitigen Haarausfall befinden sich nur auf dem X-Chromo- som, weshalb von den entsprechenden Krankheiten bzw. Beeinträchtigungen hauptsächlich Männer betroffen sind. Frauen sind meistens nur Konduktorinnen. Barr-Körperchen sind inaktive X-Chromosomen, die sich durch spezielle Fär- bemethoden im Lichtmikroskop betrachten lassen. Bei Leistungssportlerinnen wird häufig vor großen Wettkämpfen die Zahl der Barr-Körperchen festgestellt, um abzuklären, ob eine genotypische Abweichung vom äußerlich erkennbaren Geschlecht vorliegt. 19 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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