Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch
Arbeitsheft Seite 8, 9, 19 M Inaktivierte X-Chromosomen Bei weiblichen Embryonen findet 16 Tage nach der Befruchtung in allen Zellen die Inaktivierung eines der beiden X-Chromosomen statt. Ob das vomVater oder das von der Mutter geerbte X-Chromosom betroffen ist, unterliegt in jeder ein- zelnen Zelle dem Zufall. Weibliche Individuen weisen also sowohl Zellenmit aktiven X-Chromosomen des Vaters und Zellen mit aktiven X-Chromosomen der Mutter auf, meistens in einem Verhältnis 50 : 50. Die inaktiven X-Chromosomen, die nach ihrem Entdecker Murray L. Barr als Barr-Körperchen bezeichnet werden, lassen sich als stärker färbbare Bereiche an der Innenseite der Kernmembran im Lichtmikroskop erkennen (siehe Abb. 37). Das Schildpattmuster bei Katzen wird durch X-Inaktivierung verursacht Bei Katzen liegt das Allel für die orange und schwarze Fellfarbe auf dem X- Chromosom. Hat eine Katze von beiden Elternteilen die gleiche Fellfarbe ver- erbt bekommen, erscheint sie einfärbig. Gibt der Kater aber beispielsweise die Fellfarbe Schwarz und die Mutter die Fellfarbe Orange weiter, ist die Tochter gefleckt (Schildpatt-Zeichnung), da jeweils etwa die Hälfte der väterlichen bzw. mütterlichen X-Chromosomen aktiv ist und somit das jeweilige Merkmal in Erscheinung tritt. Solche Katzen werden als Schildpatt-Katzen bezeichnet. Auch beimMenschen lassen sich manche Merkmale mithilfe der Barr-Körperchen erklären Beim Menschen hat man eine Veränderung auf einem Allel des X-Chromosoms beobachtet, welche zur Unterdrückung der Bildung von Schweißdrüsen führt. Dieses Allel ist zwar rezessiv, da aber ein X-Chromosom in jeder Zelle zum Barr- Körperchen und damit inaktiv wird, weisen betroffene Frauen Hautbereiche mit und Hautbereiche ohne Schweißdrüsen auf. Auch die manchmal bei Frauen vorkommende blau-braun Fleckung der Iris lässt sich mithilfe der Barr-Körperchen erklären. Der Barr-Test gibt Auskunft über das genetische Geschlecht Bei Leistungssportlerinnen wird vor großen Wettkämpfen ein „Barr-Test“ durch- geführt, um festzustellen, ob eine Abweichung vom äußerlich erkennbaren Ge- schlecht vorliegt. Dazu untersucht man Haarwurzel- oder Mundschleimhaut zellen mit einer speziellen Färbemethode auf Barr-Körperchen. Murray L. Barr (1908–1995) war ein kanadischer Anatom und Mediziner Barr-Körperchen Die Anzahl der Barr-Körperchen ist stets um eines weniger als die Anzahl der X-Chromosomen in der diploiden Zelle. Männer mit der Kombination XY haben damit kein, Frauen mit der Kombination XX ein Barr-Körperchen in jedem Zellkern. Schildpatt-Katzen Katzen mit schwarz-orange fleckiger Fellfärbung 37 Weibliche Zelle mit Barr-Körperchen 38 Schildpatt-Katze Selbst aktiv! 1. Selten, aber doch, gibt es auch Kater mit Schildpatt-Zeichnung. Leite her, welchen Genotyp diese Tiere aufweisen müssen. 2. Überlege. Welche Aussagen kann man in Bezug auf den Genotyp bei einem Mann treffen, in dessen Zellkernen ein Barr-Körperchen zu finden ist. 3. Überlege. Welche Aussagen kann man in Bezug auf den Genotyp bei einer Frau treffen, in deren Zellkernen zwei Barr-Körperchen zu finden sind? 4. Stelle Vermutungen darüber an, ob es Frauen gibt, in deren Zellkernen keine Barr-Körperchen zu finden sind. Welche könnten das sein? 5. Die Überprüfung der Geschlechtszugehörigkeit bei Sportveranstaltungen wird schon länger sehr kontrovers debattiert. Informiere dich, weshalb Bedarf besteht, solche Tests durchzuführen, und nimm kritisch Stellung, welche ethischen Fragen dadurch aufgeworfen werden. Barr-Körperchen 17 Inaktivierte X-Chromosomen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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