Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch
Arbeitsheft Seite 7, 8, 9, 19 M Geschlechtschromosomengebundene Vererbung Auf den Geschlechtschromosomen liegen neben den geschlechtsbestimmen den Genen auch Erbanlagen für geschlechtsunabhängige Merkmale. Vergleicht man das X- und das Y-Chromosom (siehe Seite 13, Abb. 28), fällt auf, dass letzteres viel kürzer ist und es daher im männlichen Geschlecht nicht für jedes Gen auf dem X-Chromosom ein homologes Gen auf demY-Chromosom geben kann. Aus diesem Grund sind Männer zB in Bezug auf die Blutgerinnung, das Farbensehen und den Haarwuchs hemizygot . Männer können diese Allele deshalb nur mit ihremX-Chromosomund damit aus- schließlich an Töchter weitergeben, Frauen hingegen auch an Söhne. Sind die Allele rezessiv, treten die entsprechenden Merkmale bei Töchtern nur dann in Erscheinung, wenn Homozygotie vorliegt. Bei Heterozygotie sind Frauen lediglich Anlagenträgerinnen ( Konduktorinnen ), das heißt, dass diese Frauen das rezessive Allel zwar vererben können, es sich aber phänotypisch nicht bei ihnen selbst auswirkt. Erhält ein Sohn von der Mutter das rezessive Allel, zeigt sich das entsprechende Merkmal aufgrund der Hemizygotie im Phänotypus. Dies erklärt, warum bestimmte rezessiv erbliche Krankheiten beziehungsweise Merkmale, wie etwa die Bluterkrankheit , die Rot-Grün-Farbsehschwäche und auch der frühzeitige Haarausfall , fast immer nur bei Männern auftreten. 33 Vererbung der Bluterkrankheit: Mutter ist Konduktorin 34 Vererbung der Bluterkrankheit: Vater ist Bluter Die Bluterkrankheit zeigte sich gehäuft immitteleuropäischen Hochadel Die Bluterkrankheit kommt in Mitteleuropa mit einer Häufigkeit von 1 : 10 000 vor. Im europäischen Hochadel trat sie aufgrund der Heiratspolitik gehäuft auf. Betrachtet man die Stammbäume europäischer Fürstenhäuser (im Arbeitsheft findest du genauere Details darüber), kann man feststellen, dass die Bluterkrank- heit immer nur männliche Nachkommen betraf. Selbst aktiv! 1. Die Rot-Grün-Farbsehschwäche und der frühzeitige Haarausfall werden genauso vererbt wie die Bluterkrankheit. Überlege. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, a) dass ein Sohn rot-grün-farbsehschwach ist, wenn sein Vater rot-grün-farbsehschwach ist und seine Mutter keine Kon- duktorin? b) dass Enkelsöhne frühzeitigen Haarausfall zeigen, wenn der Großvater mütterlicherseits auch davon betroffen war? 2. Welche Phänotypen können die Kinder eines farbsehtüchtigen Mannes mit einer farbsehschwachen Frau aufweisen? 3. Teste deine Farbsehtüchtigkeit. Was kannst du in Abb. 36 erkennen? hemizygot Gibt es in einem diploiden Chromo somensatz für ein Allel kein homologes, spricht man von Hemizygotie. hemi (griech.) = halb Konduktorinnen Überträgerinnen conducere (lat.) = übertragen Bluterkrankheit medizinisch Hämophilie; Erbkrankheit, bei der die Blutgerinnung gestört ist. Das Blut aus Wunden gerinnt nicht oder nur langsam. Rot-Grün-Farbsehschwäche Rote und grüne Farbtöne können mehr oder weniger gut voneinander unter- schieden werden. frühzeitiger Haarausfall Bei Männern zeigt sich der Haarausfall zunächst an den Schläfen und der Stirn, danach ist der Hinterkopf betroffen. Häufig bleibt nur ein Haarkranz übrig. Bei Frauen kommt es zumeist zu verstärktem Haarausfall im Scheitelbereich. Heiratspolitik Über Jahrhunderte hinweg wurde gezielt innerhalb der Familie geheiratet, um die Herrschaft einer Familie abzusichern. 35 Frühzeitiger Haarausfall bei einemMann 36 Testbild zur Rot-Grün-Sehschwäche 16 Grundlagen der Genetik Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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