Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

Arbeitsheft Seite 8, 9, 19 M Der Hormonstatus kann den Phänotypus beeinflussen Unabhängig vom genetisch definierten Geschlecht kann ein veränderter Hor­ monhaushalt zu einem anderen Erscheinungsbild führen. Eine mögliche Ursache kann zB eine Androgenresistenz sein. Hierbei wird der Rezeptor des Andro­ gens Testosteron durch ein verändertes Allel (Mutation, siehe Seite 34) gehemmt. Als Folge kann Testosteron vermindert bis gar nicht auf die Körperzellen wirken. Androgenresistente Menschen sind aufgrund ihrer Gonosomen (XY) männlich, der Phänotypus kann allerdings (mehr oder weniger stark ausgebildet) weiblich sein. Androgen männliches Geschlechtshormon Androgenresistenz In Abhängigkeit vom Grad der Ausprägung wird zwischen minimaler („Syndrom des unfruchtbaren Mannes“ ), partieller (Reifenstein-Syndrom/Gilbert- Dreyfus-Syndrom) und kompletter Androgenresistenz (Syndrom der tes­ tikulären Feminisierung) unterschieden. Selbst aktiv! Der bekannte österreichische Ex-Schirennfahrer Erik Schinegger wurde genetisch als Mann geboren, allerdings bei seiner Geburt aufgrund seiner nach innen gewachsenen Geschlechtsteile fälschlicherweise als Frau identifiziert und als Mädchen Erika aufgezogen, ohne von der eigenen Intersexualität zu wissen. Nach vielen Jahren im Kampf um die eigene Identitätsfindung und gegen die Intole- ranz seiner Mitmenschen, lebt Erik Schinegger nach einem chirurgischen Eingriff als Mann. 1. Recherchiere.Was versteht man unter demBegriff Intersexualität? Grenze dabei zu den Begriffen Transgender und Transsexualität ab. 2. Reflektiere. Mit welchen gesellschaftlichen Stigmatisierungen bzw. Diskriminierungen haben Intersexuelle bzw. Trans- sexuelle zu kämpfen? 3. In der Medizin werden Abweichungen von typischen Geschlechtsausbildungen i.d.R. als Syndrom bezeichnet. Versetze dich in die Lage eines betroffenen Menschen. Wie könnte sich ein intersexueller Mensch fühlen, wenn sein persönliches Empfinden und„Leben zwischen den Geschlechtern“ als pathologisch (krankhaft, abnorm) definiert wird? 4. Viele intersexuelle und transsexuelle Menschen kritisieren die genaue Festlegung auf zwei klar unterscheidbare Geschlechter (Mann und Frau), da nach ihrer Ansicht, dies nicht immer möglich ist und ein aufgezwungenes Einordnen zu starken physischen und psychischen Beeinträchtigungen führen kann. Nimm Stellung zu dieser Aussage. 5. Recherchiere Erik Schineggers Lebensgeschichte – ein Kampf gegen Vorurteile und Diskriminierung. Auch Außenfaktoren beeinflussen die Geschlechtsausbildung Bei manchen Tieren wird das Geschlecht nicht genotypisch, sondern von Außen- faktoren festgelegt (phänotypische Geschlechtsbestimmung). So bestimmt zB bei Schildkröten und Alligatoren die Temperatur , bei der die Eier bebrütet werden, das Geschlecht. Sie bewirkt, ausgelöst durch ein temperaturabhängiges Enzym, die Umwandlung vom männlichen Geschlechtshormon Testosteron in Östrogen (weibliches Geschlechtshormon) und umgekehrt. Ein Kuriosum findet man beim Meereswurm Bonellia viridis . Die geschlechtlich noch undifferenzierten Larven sinken zum Meeresboden. Erreichen sie diesen, setzen sie sich dort fest und wachsen zu bis zu 1,5 m langen Weibchen heran. Trifft eine herabsinkende Larve auf ein Weibchen, dringt sie in den weiblichen Körper ein. In den weiblichen Geschlechtsorganen reift sie durch Hormone, die vom weiblichen Wurm abgegeben werden, zu einem etwa 2mm großen männ­ lichen Wurm. Interessant sind auch Geschlechtsumwandlungen wie sie zB von den in den Korallenriffen des Indopazifiks lebenden Anemonenfischen bekannt sind: In einer Anemone leben ein Weibchen und mehrere kleinere Männchen. Gelangt ein zweites, größeres Weibchen ins Revier, wandelt sich das kleinere weibliche Tier in ein Männchen um. Stirbt der weibliche Fisch eines Schwarms, entwickelt sich der größte männliche Fisch innerhalb von vier bis neun Wochen zu einem Weibchen. Temperatur Die Temperatur, die während eines art­ typisch spezifischen Zeitraumes (sensible Phase) im Nest herrscht, bestimmt das Geschlecht. Verantwortlich dafür ist ein Enzym, das das männliche in das weibliche Geschlechtshormon umwan- delt. Da die Enzymaktivität temperatur­ abhängig ist (siehe Enzyme, Band 5), beeinflusst dies in Folge die Ausprägung des Geschlechts. Bonellia viridis gehört zum Stamm der Ringelwürmer Anemonenfische werden nach den beiden bekanntesten Arten häufig auch Clownfische genannt 32  Bonellia viridis 15 Die Bestimmung des Geschlechts Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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